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Gain in The Rain - London 2004
Mein schönster London-Marathon im 5. Versuch
 
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Viermal hintereinander war ich zuvor in London gelaufen. Immer war das Wetter gut, im letzten Jahr sogar zu warm. Auch diesmal werden die kostenlosen Liegestühle in den königlichen Parks bereits rege genutzt, und unsere Trainingsläufe am Freitag und Samstag sind ein Genuß. Besonders, als wir in der Morgensonne auf der schon gesperrten Zielgeraden laufen dürfen.

Aber dann kommt es, wie es irgendwann ja einmal kommen musste. Am Sonntagmorgen empfängt uns ein unfreundlicher, kalter Nieselregen. Eine frühe Ankunft im Startgelände  ist bei einer solchen Großveranstaltung unvermeidlich, und so warten wir schließlich, eingehüllt in die gelben Plastiksäcke unserer Reisegesellschaft Inter Air, ungeduldig auf den Startschuss um 09.45 Uhr. Verkürzt wird die Wartezeit durch das Vorbeidefilieren allerlei merkwürdig kostümierter Läufer. Besonderes Vergnügen bereiten dem englischen Gemüt immer wieder Plastik-Körperteile, die Nacktheit an eher privaten Partien vortäuschen. Gleich mehrere solche Exemplare bauen sich vor uns auf, während mein Arbeitskollege Klaus und ich unter meinem kleinen Regenschirm auf einer Baumwurzel kauern.

Wie gewohnt bleiben die LKWs für die Kleidersäcke bis zum Startschuss geöffnet, und es ist kein Problem, erst 20 Minuten vor dem take-off in die geräumige Box 3 für Läufer bis 3:30 zu gehen und sich weit nach vorn zu drängeln. Nur unsere Füße sind schon jetzt ziemlich nass. 

Wir, das sind neben mir 3 Läufer aus der Inter Air Reisegruppe: Klaus, 50, der bei seinem 2. Marathon möglichst nah an die 3:30 kommen möchte; Timo, 18, der eine Rakete auf kurzen Distanzen ist, aber die Langstrecke bisher nicht richtig einteilen konnte; und Wilfried, 48, erfahrener Dauerläufer und eigentlich zu schnell für uns, der sich aber nach langer Trainingspause nicht völlig fit fühlt und von uns bremsen lassen möchte.

Kurz vor Viertel vor Zehn werden die Startblocks nach vorn zusammengeschoben, wir biegen durchs Parktor nach links auf die Startstrasse und dann geht’s auch schon los. Nach 50 Sekunden kreuzen wir die Chip-Matte.

Auf den ersten 2 Meilen lassen wir es vorsichtig angehen und vermeiden kraftraubende Überholungsmanöver. Hier sind die Zuschauer noch dünn gesät, aber plötzlich knallt über uns eine Konfetti-Kanone und gibt uns einen Vorgeschmack auf das, was noch folgen sollte. Dann zieht die Gruppe des Zugläufers für 3:15 an uns vorbei. Timo kann nicht widerstehen und hängt sich dran - da waren’s nur noch drei. Wir sahen Timo erst im Ziel wieder. Klaus bleibt noch bei uns, obwohl ich auf den nächsten 2 Meilen etwas ungeduldig werde und das Tempo etwas zu stark verschärfe.

Das erste richtige Highlight ist vor uns: Greenwich mit der Umrundung des Teeklippers Cutty Sark. Die BBC-Kamera schwebt wie immer über den Köpfen der Läufer. Ich winke mit der ganzen Meute hinauf. Hier bekommen meine 2 Mitläufer auch erstmals einen Eindruck von der Begeisterung des Londoner Publikums. Für Klaus ist dieses Tempo auf Dauer zu hoch, er läßt sich vernünftigerweise allmählich zurückfallen – da waren’s nur noch zwei. Wilfried überläßt mir die Tempofindung und sieht dabei sehr locker aus.

Jetzt laufe ich erstmals am Rand direkt neben den Zuschauern. Prompt werde ich serienweise angefeuert: „Ullli“ „Germany“ „Uli-Uli-Uli“. Wilfried wundert sich. „Was steht denn da vorn auf Deiner Brust?“ Mein Namensschild ist diesmal besonders groß geraten und wird zusätzlich von deutschen Farben geziert.

Wilfried biegt ab zu einer Pinkelpause in der Grünzone. Da komm ich mit, es drückt schon seit dem Start. Das kommt davon, wenn man schon vor dem Umziehen zum letzten Mal geht statt unmittelbar vor dem Betreten des Startblocks. Wir verlieren 30 Sekunden, wie die nächste Zwischenzeit offenbart.

Genau bei km 20 kommt der sicherlich größte Moment des ganzen Laufs. Man biegt rechts um die Ecke und hat die Tower-Bridge vor sich. Was hier abgeht, muss man selbst erleben. Wir werden unwillkürlich langsamer, Wilfried sucht vergeblich in den Zuschauermassen nach seiner Familie.

Dann kommt uns die Spitze entgegen. Rutto und Korir fliegen gegenüber vorbei. Sie sind bei Meile 22, wir bei 13. Alle 4 sind wir genau im Plan: 1:40. Für uns geht es in die Docklands. Unter dem Canary Wharf Tower ballen sich wieder die Zuschauer, doch von nun an lassen sie uns nicht mehr allein. Die Straße wird enger, es gibt viele Eindrücke zu verarbeiten. Inzwischen regnet es heftig und ununterbrochen. Vor lauter Konzentration auf den Lauf vergesse ich, mich aus meinem Trinkgürtel zu bedienen. Prompt gerate ich bei km 25 in eine kleine Krise. Ich tanke nach, und das hilft relativ schnell. Wir halten unvermindert unser Tempo von 7:40/Meile bzw. 4:46/km. Wilfried ist jetzt mein Schrittmacher. Wir werden nicht schneller, und doch habe ich das Gefühl, als flögen wir nur so an den anderen vorbei. Wilfried fragt nach der Zeit: Kurs auf 3:22. „Dann sollten wir etwas verschärfen.“ Doch da kneife ich. Dennoch: „Noch nie habe ich mich bei km 30 so gut gefühlt.“ Wilfried ist im Endorphin-Rausch und winkt den Zuschauern zu.

Beinahe pausenlos höre ich jetzt: „Uli-Uli-Uli.“ Rechts am Tower Thistle Hotel steht wie jedes Jahr die Fan-Gruppe der Konkurrenz von Karstadt-Reisen. Auch sie feuern mich lautstark an. Links hält mir eine junge Frau begeistert einen Mars-Riegel entgegen: „Uli – well done“. Ich strahle sie an und halte den Daumen hoch. Aber den Mars-Riegel darf sie dem nächsten geben. Dann entschwindet Wilfried nach vorn. Er sieht sehr locker aus. Mir schwappt das Regenwasser in den Schuhen.

Am Embankment, wo ich mich in den letzten Jahren so gequält habe, strahle ich mit den Zuschauern um die Wette. Ich nehme die Zwischenzeit bei Meile 24 und bin sicher, dass es eine Bestzeit wird. Einen kleinen Knacks bekomme ich, als die nächste Markierung nicht die erwartete Meile 25, sondern erst km 40 ist. Aber es wird trotzdem reichen. 

3:21:48. Das war nicht nur mein schnellster Marathon, noch nie bin ich so stilvoll ins Ziel gekommen. Locker und aufrecht nehme ich die Medaille in Empfang, posiere für das Foto, erhalte ohne Wartezeit meinen Kleiderbeutel und kann mir sogar weitgehend schmerzfrei die Schuhe ausziehen. More gain than pain in the rain, kann man da nur sagen. Obwohl ich später 5 blaue Zehennägel zähle.

Am Treffpunkt warten Achim und Kelvin mit 120 Dosen Bier. Ich belasse es bei einer, und die schmeckt wunderbar.

Und wie erging es den anderen? Wilfried hat mir noch über eine Minute abgenommen. Für Timo war die 3:15-Gruppe doch zu schnell. Irgendwann muss ich ihn unbemerkt überholt haben. Er kam nach 3:31 ins Ziel. Klaus wurde bei km 35 von Krämpfen in beiden Oberschenkeln geplagt und verlor noch viel Zeit. Es wurden immer noch respektable 3:50.

Ich weiß schon, was Ihr jetzt fragen wollt. „Ist es nach dem 5. London-Marathon nicht genug?“ Dazu zitiere ich aus einem Mail-Eingang: „ ... jetzt kann ich verstehen, warum London seit Jahren dein Lieblingsmarathon ist ... perfekte Organisation ... Unzahl von freundlichen Helfern ... habe u.a. Berlin, Hamburg und Köln erlebt, London übertrifft sie alle“.

So isses.

PS. An Wilfried: Leider haben wir uns ja hinterher nicht mehr gesehen. Deshalb an dieser Stelle ein dickes Dankeschön fürs Tempomachen. Allein hätte ich das wohl nicht so geschafft.

 

 (für Vergrößerung aufs Bild klicken)
 
  Vorfreude beim Testlauf auf der Zielgeraden


Kaum aus dem Bus und schon nass.


Ruhe vor dem Sturm am roten Start.
Auf dem Kran ist die BBC-Kamera.


Unser Block ist für 3:16-3:30. Der Eintritt wird konsequent kontrolliert.


Diesen Hintern hab ich später bei km 35 überholt.


Klaus trifft seine U-Bahn-Bekanntschaft wieder.
Die Figur "Mr. Man" steht für die charity
"Children with Leukaemia".


Das Massenfoto bei Meile 8 wird per
Chip so gesteuert, dass man sich
in der Menge selbst wiederfindet.


Meine Zugmaschine Wilfried und ich
in bester Stimmung auf der Tower Bridge.


siehe auch: alle 41 Fotos
 

von links: Klaus auf der Tower-Bridge, Wilfried im Ziel, Timo am Embankment, Uli zeigt die 5. Medaille
(obige Fotos von actionphoto)

 
nächster Termin:
Sonntag, 17.04.2005
 
Anmeldung für Verlosung ab August 2004 möglich



Uli - Achim - Kelvin

(Werbung:) Vormerkung 2005 und ganz viele Fotos 2004 bei Inter Air
 

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