© von Oliver Schinkewitz, WAZ Lokalredaktion Witten
Frische
Luft und blaue Flecken
Witten. Ein Leben ohne sportliche Betätigung?
Für Silke Schlichting überhaupt nicht denkbar. Am liebsten ist
sie draußen unterwegs - auf ihrem fahrbaren Untersatz. Mit dem
Mountainbike hat die 34-Jährige schon einige beachtliche Erfolge
gefeiert.
"Hallensport? Nein, das wäre nix für
mich", sagt sie mit Nachdruck. Gerade jetzt, wo der Frühlingsbeginn
die Luft allmählich sanft erwärmt, gibt´s auch kaum Schöneres,
als sich unter freiem Himmel aktiv zu betätigen.
Silke Schlichting jedenfalls hat ihre
sportliche Bestimmung vor zehn Jahren gefunden. Das Mountainbike
ist für sie seither quasi zum ständigen Begleiter geworden.
Dabei hat sie sich ursprünglich in einem ganz anderen Metier
getummelt. "Begonnen habe ich damals in Bochum als
Schwimmerin", erinnert sie sich. Ganz erfolgreich war sie
obendrein - doch irgendwann stand der Aufwand für die junge
Sportlerin in keinem sinnvollen Verhältnis mehr zum Nutzen:
"Mir wurde das einfach zuviel. Sechsmal Training pro Woche -
da hab´ ich damit aufgehört." Auch als Leichtathletin hat
sich Silke zwischendurch versucht. "Und einen Triathlon habe
ich auch schon mal mitgemacht", lässt sie wissen. Liegt ja
irgendwie auch auf der Hand, denn mit allen drei Teildisziplinen
hat die 34-Jährige schließlich schon so ihre Erfahrungen
gesammelt. Drei Wochen vor ihrem "Debüt" als
Triathletin hat sie sich vermehrt ins Training gestürzt - und
auch im Wettkampf eine allemal respektable Figur abgegeben.
Nicht zu vergessen übrigens der
Frankfurt-Marathon, bei dem Silke Schlichting im vergangenen
Sommer an den Start ging. 3 Stunden, 45 Minuten lagen für die
junge Frau zwischen Start und Ziel - sicher keine grandiose Zeit,
doch immerhin hat sie auch diese 42,195 Kilometer lange Tortur
hinter sich gebracht. Am 11. Mai wird Silke auch den Ruhr-Marathon
in Angriff nehmen - doch schon jetzt weiß sie: "Also, spätestens
ab Kilometer 35 macht´s keinen wirklichen Spaß mehr."
Da stellen die Touren auf dem
Mountainbike (Kostenpunkt pro Rad übrigens ca. 2500 Euro) ganz
andere Belastungen dar. Die Rennsaison dauert immer von März bis
Oktober - und ca. 20 Rennen hat die Speditionskauffrau, die bei
Opel in Bochum im Bereich Logistik tätig ist, im vergangenen Jahr
absolviert. Die meisten Rennen sind im süddeutschen Raum
angesiedelt: Mit mal eben hinfahren, teilnehmen und wieder nach
Hause ist es da also auch nicht getan. Die Resultate von Silke
Schlichting können sich durchaus sehen lassen: Im vergangenen
Jahr gewann sie u. a. zwei Mountainbike-Marathons, wurde in Bad
Driburg NRW-Meisterin und verbuchte zudem fünf Plätze auf dem
Siegerpodest.
Die größte Herausforderung indes
stellte im Juli die "Transalp Challenge" dar. Vom Start
in Mittenwald (Österreich) bis zum Ziel am Gardasee (Italien)
waren in acht knochenharten Etappen rund 600 Kilometer
herunterzustrampeln. Kein Zuckerschlecken. Gemeinsam mit ihrer
Bochumer Teamkollegin Ellen Blome belegte Silke einen beachtlichen
achten Platz im Damenfeld. "Am letzten Tag unter der Dusche
sahen wir schon schrecklich aus: überall blaue Flecken und Schürfwunden",
so Silke, die bislang von schweren Verletzungen verschont
geblieben ist, schmunzelnd. Ihren Start beim "Transalp"
konnten beide jedenfalls nicht leugnen. Dennoch sieht Silke auch
hier fast nur die Vorzüge: "Man bekommt als Mountainbiker
viele schöne Gegenden zu sehen. Und wenn man am Montag danach
wieder arbeiten geht, hat man immer das Gefühl, man hätte einen
Kurzurlaub gemacht."
Wen man´s so nimmt, steht der nächste
Urlaub schon heute um 12.30 Uhr auf dem Programm: Beim
Amateurrennen auf der Hertener Hoppenbruchhalde warten 23,4
anspruchsvolle Kilometer auf die sympathische Wittenerin.
29.03.2003 © von Oliver
Schinkewitz |