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Artikel von © Mirco Stodollick (WAZ Witten vom 15.04.2005)
Von Witten nach Danzig laufen - und dann einen
Marathon
Hevener Richard Szlachta ist passionierter Serienstarter -
Bei der Zeit geht es
um die Punktlandung - 53jähriger will in den "Club 100"
Im vergangenen Jahr ist er "nur" 29 Marathons gelaufen - Richard
Szlachta hatte zu Hause die gelbe Karte bekommen, sollte die Laufschuhe
mal stehen lassen. Es hätten durchaus mehr sein dürfen, sagt der
Hobbyläufer, der am skurrilen Projekt namens "Ziel-60-Marathon"
teilnimmt.
Ziel-60: 1998 hatte der Hamburger Marathonläufer Kurt Hahn die Idee.
Worum geht's? Beim "Ziel-60-Marathon" sind 60 Marathonläufe zu
absolvieren, und die Zieleinkünfte müssen den Minutentakt einer Stunde
abdecken. Richard Szlachtas beste Zeit liegt bei 3:34 Stunden. Will
bedeuten: Der 53-Jährige muss, will er das Ziel-60-Zertifikat bekommen,
in seinen anderen 60 Läufen minutengenau die Ziellinie überlaufen: in
3:35, 3:36, 3:37 ... und schließlich in 4:33 Stunden.
Läuft und läuft und läuft (Fotos: privat)
"Da ist man natürlich gezwungen, auch langsame Zeiten zu laufen", lacht
Richie Szlachta. Trotzdem: "Ziel-60" ist deshalb eine tolle Idee, weil
die Läufer nicht jeden Marathon mit neuer Bestzeit beenden können. Mit
dem etwas anderen Wettbewerb kann sich Szlachta auch mal über
schlechtere Zeiten freuen.
29 Punkt- oder, besser, Minutenlandungen hat Szlachta bereits auf seinem
Konto. Nicht bei allen seinen Starts ist der fünffache Vater "auf
Minute" gelaufen. Der Ehrgeiz halt: "Ich will immer im ersten Drittel
ankommen." Spätestens in eineinhalb Jahren will Szlachta die 60 Zeiten
aber voll haben.
Der erste Karstadt-Ruhrmarathon war auch Szlachtas Premiere über die
lange Distanz von 42,195 km. Noch im gleichen Jahr kam er auf weitere
elf Marathonstarts. "Ich dachte immer,
einmal einen Marathon zu laufen, wäre schon eine große Tat", sagt der
Wahl-Hevener. "Danach war ich infiziert. Marathon zu laufen ist wie eine
Sucht: die Masse an Läufern, die Zuschauer an der Strecke - da läuft
einem ein kalter Schauer über den Rücken. Fünf Minuten nach dem
Zieleinlauf, wenn ich mein erstes Bier in der Hand habe, denke ich schon
wieder an den nächsten Marathon." Da passiert's auch mal, dass Szlachta
samstags um 17.30 Uhr in Würzburg ins Ziel kommt und am nächsten Morgen
um 10 Uhr in Mannheim an den Start geht. "Ein so genannter
Doppeldecker", lacht der Autoverkäufer. "Je mehr man läuft, desto
leichter fällt's einem."
Das Laufspektakel am Sonntag sollte eigentlich Szlachtas 50.
Marathon-Jubi-läum werden, aber dieser Traum wird nicht wahr. Immerhin
bringt er es auf dann 46 Teilnahmen; noch nie hat er aufgegeben.
Szlachta möchte irgendwann im "Club 100" aufgenommen werden. Das könnte
im nächsten Jahr soweit sein, wenn der Hevener tatsächlich wahr macht,
was er sich vorgenommen hat: Er will die 42,195 Kilometer in 2006 exakt
42-mal hinter sich bringen.

(Foto: U. Sauer)
Nicht beim Ruhrmarathon dabei sein wird übrigens Pudel Oskar, der mit
Szlachta zum Training immer um den Kemnader See läuft. Der Pudel, der es
in der Woche schon mal auf 120 Laufkilometer mit seinem Herrchen bringt,
kann sich nicht mit einer so großen Menschenmenge anfreunden. Oskar
läuft lieber bei den kleinen Veranstaltungen mit. Auf sechs Marathons
bringt er es immerhin auch schon.
Szlachta, ein gebürtiger Danziger, hat noch einen speziellen Traum. Er
möchte einmal die Strecke Witten-Danzig laufen und nach den rund 1050
Kilometern in der polnischen Hansestadt am Marathon teilnehmen. Dass er
das schafft, davon ist der 53-Jährige überzeugt: "Ich muss ja nicht
schnell laufen..."
© Mirco Stodollick, WAZ Witten

Noch nie hat Richie Szlachta einen Marathon abgebrochen. "Wenn ich
aufgeben würde, würde ich mich als Verlierer fühlen", sagt der
53-Jährige, der auch schon mal humpelnd dem Ziel entgegengelaufen ist.
Foto: Privat
www.marathonziel60.de
www.100marathon-club.de
WWW.LAUFEN-IN-WITTEN.DE
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