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RuhrNachrichten Witten, 12.12.09
von Jürgen Koers
Bruno Brahmann - wie eine Endlos-Batterie
Ob eine bekannte Werbung für Batterien sich Bruno Brahmann als Vorbild
genommen hat? Er läuft. Und läuft. Und läuft. Schlanke 73 ist Brahmann und
eher das Modell "Lebende Legende" als die Platitüde "Rüstiger Rentner". Ein
Porträt.
Bruno Brahmann aus Bommern, kurz geschorene graue Haare, tiefblaue Augen,
kann in wenigen Sätzen erklären, wie er zum Laufsport kam. Doch dahinter
steckt viel mehr, und der Anfang ist mal so gar nicht sportlich. Also der
Reihe nach.
"Ich habe Zigaretten gefressen. Drei Schachteln am Tag. Pfeife geraucht,
Zigarillos." Bis er 50 Jahre alt war, erzählt Brahmann, hätte er ohne Pause
gequalmt. Bis ihm schwindelig wurde. Mehrmals. Unverhofft, und unangenehm.
Alarmzeichen der Körpers, auf die er hörte.
Mit dem Rauchen aufgehört und zehn Kilo zugenommen
"Nicht beim ersten oder zweiten Mal, aber dann beim dritten Versuch hat es
geklappt, mit dem Rauchen aufzuhören", erinnert sich Brahmann. Der Beginn
eines gesünderen Lebens? Noch nicht. Denn danach gingen erst einmal die Hosen
nicht mehr zu. Die Hemden spannten. Auf seine zuvor spärlichen 63 Kilogramm
hatte Brahmann zehn Kilos draufgepackt. Und fühlte sich nicht mehr wohl. "Es
musste sich was ändern."
Brahmann schwang sich in Sportkleidung, fuhr zum Parkplatz am Hohenstein und
war nach einem Gewaltsprint (Brahman: "Volle Pulle, und ich habe erst immer
geguckt, dass mich einer sieht"), der aber leider nur bis zum Bergerdenkmal
führte, platt wie eine Flunder. Aufgegeben hat er aber nicht. Sondern es
weiter versucht. Sich gesteigert. Stück für Stück. Nach zwei Jahren, mit
wenig gezieltem Training, wie er gesteht, brachte er in Berlin - noch vor der
Wende - den ersten Marathon hinter sich. Knapp über vier Stunden, sehr
passabel für einen 50-jährigen Beginner.
"Wenn ich überlege, wie verkehrt ich trainiert habe..."
"Wenn ich heute überlege, wie verkehrt ich damals trainiert habe ...",
schüttelt Brahmann den Kopf. 22 Marathons hat er nunmehr absolviert. Drei
sollen folgen. "Die 25 will ich voll machen."
Rebelliert hat in all den Jahren nur sein Knie. Der Knorpel musste geglättet
werden. "Eis, Salbe, Quark, ich habe alles probiert", sagt der
experimentierfreudige Großvater. Nur vorher oder nachher habe er manchmal
Schmerzen, aber "während des Laufens tut mir nichts weh".
"Je älter ich werde, desto mehr Pokale bekomme ich"
Also läuft er weiter. Mit Rückendeckung von Ehefrau Christa (68), die auch
schon einen Marathon geschafft hat, sich aber nun mehr auf Nordic Walking
konzentriert. Auch Sohn und Enkel laufen. Und meist läuft auch
Mittelschnauzer-Hündin Ziska mit. Ihr Herrchen läuft bei Wind und Wetter.
Rauf nach Vormholz, zum Kemnader See oder auch Drumherum, zum Hohenstein und
bei langen Trainingsläufen bis zum Hengstey- und Harkortsee.
Volksläufe nimmt er gerne mit. Mit Aussichten auf Trophäen. Ganz so viel
Konkurrenz hat er in der Altersklasse "männlich 70" nämlich nicht mehr. "Je
älter ich werde, desto mehr Pokale bekomme ich", muss Brahmann selber
schmunzeln. Er legt es nicht darauf an. Aber wenn er startet, will er
zufrieden sein mit seinen Zeiten. Die nächste Chance hat er am Sonntag. Beim
19. Weihnachtslauf in der Innenstadt darf Bruno Brahmann natürlich nicht
fehlen. Die personifizierte Langlauf-Batterie hat noch Kraft. "Wenn es nach
mir geht, laufe ich bis zum letzten Tag", sagt Brahmann. Es dürften noch
einige Kilometer und Pokale hinzukommen.
© RuhrNachrichten Witten 12.12.2009
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Lustvoll statt rüstig
Busemann bei Bruno
Pokale und Medaillen
Sorgt für nachwachsende Laufgenerationen
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