"Sprinten ist doch nix für ´ne
60-Jährige"
Witten. Seit mehr als vier Jahrzehnten
jagt Monika Knufinke den kleinen weißen Zelluloidball über die
grüne Tischtennis-Platte. Der schnelle Rückschlagsport hat sie
als Jugendliche quasi gefangen genommen und seither nicht mehr
losgelassen. Allerdings gibt´s für die 60-Jährige noch ´ne
Menge anderer Beschäftigungen.
"Freizeit?", antwortet Monika
Knufinke auf die Frage danach, "da weiß ich gar nicht, was
das ist. Ich hab´ immer was zu tun. Da kommt nie Langeweile
auf." Erst recht nicht, seit sie sich mittlerweile auch
noch dem Triathlon verschrieben hat. "Vor zwei
Jahren", berichtet sie, "da bin ich dem PV Triathlon
beigetreten." Eigentlich aus einem durchaus plausiblen
Grund. "Ich wollte in erster Linie einfach ein wenig besser
Schwimmen lernen. Darin war ich vorher nicht sonderlich
gut", gibt sie freimütig zu.
Also zieht sie nun regelmäßig - und
mit dem ihr eigenen Ehrgeiz - Bahn für Bahn durchs
Schwimmbecken. Mit für sie schon bemerkenswertem Erfolg, denn:
"Das klappt jetzt schon deutlich besser." Doch beim
Triathlon ist es alleine mit dem Schwimmen natürlich noch längst
nicht getan. Schier unzählige Kilometer Laufen - damit hat
Monika Knufinke vor rund 20 Jahren angefangen - gehören neben
dem Radfahren auch schon zu ihrer sportlichen Vergangenheit.
"Mit dem Laufen habe ich damals gemeinsam mit einer
Nachbarin begonnen. Immer morgens so gegen viertel nach Sieben -
da ist der Magen noch leer", folgt die Erklärung auf dem
Fuße.
Ihr sportliches Steckenpferd jedoch ist
das Tischtennis. Schließlich fing damals alles genau mit diesem
Sport an. "17 Jahre alt war ich da. Das war noch in einer
alten Kneipe in Vormholz." Also nicht in irgendeiner
Sporthalle, sondern im hinteren Zimmer eben dieser Kneipe
standen damals zwei Tischtennis-Platten, auf denen der TV
Vormholz auch Meisterschaftsspiele austrug. "Als dort aber
nicht mehr genug Leute hingingen, bin ich nach
Bochum-Langendreer gewechselt", erinnert sich die Hausfrau
und zweifache Mutter. Im gleichen Club wie ihr Ehemann Rolf
spielte sie dann drei Jahre lang - und schaffte mit ihrem Team
den Bezirksliga-Aufstieg.
Dann kam der Wechsel zu ihrem heutigen
Verein DJK Blau-Weiß Annen - und dem ist Monika Knufinke nun
schon 26 Jahre lang treu. "Nach meinem zweiten Kind habe
ich dann aber eine längere Tischtennis-Pause eingelegt",
so die Mutter zweier Söhne. Inzwischen aber ist die heute 60-Jährige
längst nicht mehr aus der Damen-Reserve von BWA (Platz sechs in
der Bezirksliga) wegzudenken. Mit einer Bilanz von 10:8-Spielen
nach der Hinrunde steht Monika Knufinke blendend da.
"Zumeist muss ich ja doch gegen jüngere Gegnerinnen
antreten. Da ist der Reiz des Gewinnens noch größer",
betont die Frohnatur. "Ohne Meisterschaftsspiele würde mir
der gewisse Kick fehlen", ergänzt sie. Mit Urkunden und
Trophäen hätte sie sich längst schon ein Zimmer reichlich
schmücken können - doch das ist ihr nicht so wichtig:
"Die Sachen liegen alle oben auf dem Boden", verrät
Monika Knufinke mit einem Schmunzeln.
Unlängst war das sportliche
Multitalent auch wieder beim Weihnachtslauf des PV Triathlon am
Start. Für die zehn Kilometer benötigte sie 54,33 Minuten -
und zeigte so manchem deutlich Jüngeren die Hacken.
"Schade, dass mir da unterwegs jemand zum Quatschen fehlte
- dann hätte ich nicht dauernd die Kilometer zählen müssen."
Für sie bedarf es keiner großen Überwindung,
sich mehrmals pro Woche die Laufschuhe anzuziehen und bei Wind
und Wetter joggen zu gehen. "Ich würde ja gern noch mehr
laufen, aber sowas macht eben in der Gruppe viel mehr Spaß, ich
bin doch eher ein geselliger Typ. Beim PV Triathlon werden
oftmals Sprints trainiert - und ich weiß wirklich nicht, ob das
was für ´ne 60-Jährige ist", sagt Monika schmunzelnd. Im
Jahr 2001 musste sie mal für neun Monate mit dem Laufen
aussetzen. "Da hatte ich aus irgendeinem Grund ständig
Blasen unter den Füßen. Das war ganz schön schmerzhaft - ist
aber zum Glück vorbei."Drei Triathlon-Starts hat Monika
Knufinke mittlerweile auch schon hinter sich. "Der erste
war damals in Herbede - leider. Da ging´s nämlich ganz schön
den Berg ´rauf. Und in der Ruhr war es schrecklich
dreckig", erinnert sie sich. Und dass sie damals beim
Schwimmen "fast abgesoffen" wäre, das weiß sie auch
noch genau wie heute. "Schwimmen ist für mich eh´ die größte
Anstrengung beim Triathlon. Beim Radfahren und beim Laufen, da
kann ich mich erholen."
Apropos Erholung: Die gibt´s bisweilen
auch in den heimischen vier Wänden, wenn sich die 60-Jährige
mit Yoga beschäftigt. Ansonsten ist nicht viel mit Ruhe bei
Knufinkes - schließlich sind da auch noch drei Enkel, die die
Großeltern öfter man auf Trab halten. Und der eigene Gemüsegarten,
von dessen Früchten die Tischtennis-Abteilung ab und an mal
profitiert, will auch noch versorgt werden. Freizeit? Nein, für
Monika Knufinke ist das derzeit noch kein Thema.
01.01.2003 © von Oliver
Schinkewitz
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