entnommen der WAZ, Lokalsport Witten, 06.04.01

von © Andree Hagel

57 Kilometer: Laufen, laufen, laufen

Marathon. 42,195 Kilometer laufen, laufen, laufen. Zu wenig. Ulli Gehrke liebt es noch extremer. Der 34-Jährige vom PV Triathlon fliegt am Montag nach Kapstadt und wird dort am Ostersamstag beim Two-Oceans-Marathon starten: 57 Kilometer. Laufen, laufen, laufen.

Verrückt? Der Rüdinghauser lacht und sagt: "Nein. Ich bin auch nicht süchtig." Obwohl er jetzt schon weiß, dass es in der südafrikanischen Metropole an der Marathon-Marke wehtun wird - 15 weitere Kilometer auf zwei Beinen vor der Brust. "Aber das macht auch tierisch Spaß", sagt Gehrke, der früher nur Hobby-Marathonläufer war, 1997 zum PV Triathlon kam und sich im Vorjahr einen Traum erfüllte: Start beim Ironman - in Klagenfurt. Platz 187 belegte er in seiner Altersklasse, 751. des Gesamtfeldes. "Darauf hatte ich mich ein Jahr vorbereitet." Das Gefühl, dann die Ziellinie zu überqueren, sei unbeschreiblich.

In Kapstadt muss der Feuerwehrmann weder schwimmen noch Rad fahren. Er muss nur laufen. So weit, wie er noch nie gelaufen ist. Was zählt, ist das olympische Motto: Dabei sein ist alles. Gehrke: "Ich will ins Ziel kommen und rechne mit einer Zeit zwischen fünfeinviertel und fünfeinhalb Stunden." Mehr als 10 000 Athleten - vor allem Afrikaner - werden auf die Strecke gehen und die Weltklasse-Läufer um die Preisgelder kämpfen. Gehrke muss draufzahlen. Und weil so ein Ausflug nach Kapstadt nicht gerade billig ist, wird´s auch ein kleiner Urlaub. "Das Startgeld beträgt aber nur 80 Mark", sagt Gehrke, "in Klagenfurt musste ich 450 zahlen."

Immer dabei: Steffi Gehrke (34), die keinen Marathon ihres Mannes verpasst hat und auch zum PV Triathlon gehört. Gemeinsame Leidenschaft. Und sie versteht, wenn er sagt, dass Marathon-Laufen ein Sport wie jeder andere sei: "Klar, es wird am Ende hart. Aber beim Training entspannt mich das." Allerdings braucht ein Langstreckler doch auch Grundschnelligkeit. "Oh!", sagt er, "Wenn wir das trainieren, muss ich mich mehr quälen als bei einem Marathon."

Wenn sich Gehrke nicht beim Laufen, auf dem Rad oder im Wasser entspannt, widmet er sich seinem zweiten großen Hobby, der Musik. Er spielt Klavier, er spielt Mundharmonika. Und er hört leidenschaftlich gern Musik, am liebsten härtere Töne: Rockmusik. "Das ist aber je nach Stimmungslage", sagt er. "Ich höre auch klassische Musik."

Zur Entspannung vor dem Kapstadt-Lauf heißt es, den Urlaub zu genießen und, na klar, ein paar Jogging-Einheiten zu absolvieren. Und einen Tag vor dem Two-Oceans-Marathon wird es ein großes Programm geben. Teil dessen: ein 5000-Meter-Lauf. "Den machen Steffi und ich dann zusammen", sagt der sympathische Ulli Gehrke. Also doch ein bisschen verrückt. 

Andree Hagel, WAZ Witten