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Von Wolfgang Brozio (PV-Triathlon Witten)
Bericht zu meiner Teilnahme am Marathon du Medoc im Jahre 2008
Einer der weltweit bekanntesten, weil originellsten Langstreckenläufe ist der
Medoc-Marathon. Er findet jährlich am ersten oder zweiten Samstag im
September statt - d.h. unmittelbar im Anschluss an die Sommerferien, so dass
die Touristikhauptsaison praktisch um eine Woche verlängert wird, weil unter
Ausschöpfung aller Kapazitäten nochmals Gäste in die Region gelockt werden.
Die Medoc-Landschaft liegt unweit des Atlantik in Südwestfrankreich und ist
Weintrinkern wegen ihrer hervorragenden Rotweine bekannt, welche auch bei dem
Marathon eine wesentliche Rolle spielen. Start- und -zielort ist die
Kleinstadt Pauillac am westlichen Ufer der Gironde, ca. 50 km nördlich
Bordeaux. Pauillac stellt ungefähr das Herz des Medoc dar und in seiner
Gemeindegrenze liegen z.B. so berühmte Weingüter wie das Chateau Latour, das
Chateau Mouton Rothschild oder das Chateau Lafite.
Da zusätzlich zur üblichen Marathonverpflegung wie Wasser, Obst etc. entlang
der Strecke auch edelste kulinarische Produkte der Region, insbesondere
Rotwein bis hin zu Austern und Champagner angeboten und diese Angebote von
den meisten Läufern unter Missachtung ihrer sonstigen Zielzeiten begeistert
genutzt werden, erhebt der Medoc-Marathon den Anspruch, der längste Marathon
der Welt zu sein. Der ursprünglich von Ärzten begründete Lauf fand im Jahr
2008 zum 24. Mal statt. Jährlich ist am Vortag des Marathons traditionell
direkt neben dem Start- und Zielbereich ein Medizinerkongress, dessen
Rahmenprogramm auch Weinverkostungen sowie die Marathonteilnahme beinhaltet.
Startplätze
Wegen der großen Nachfrage – 2008 waren es 8.500 Startplätze bei angeblich
doppelt bis dreimal so viel Bewerbungen - gibt es ein besonderes
Anmeldeverfahren. Interessenten übermitteln dem Veranstalter über die
Marathon-Homepage ihre email-Adresse, der dann im (Spät)winter ca. zwei
Wochen vor Beginn des Anmeldeverfahrens den genauen Termin per email
mitteilt.
Heuer war es so, dass der Server des Veranstalters am ersten Meldetag wegen
Überlastung nicht erreichbar war, einen Tag später funktionierte und bereits
einen weiteren Tag später alle Startplätze vergeben waren. Das heißt, man
muss langfristig seine Teilnahme planen und dann auf den Punkt für die Abgabe
seiner Meldung präsent sein. Für Startplätze, die dann doch nicht
wahrgenommen werden können, ist auf der Veranstalterseite eine Onlinebörse
eingerichtet, auf der Plätze bis kurz vor dem Lauf abgetreten bzw. verkauft
werden können.
Die Startplätze für ausländische Teilnehmer sind auf ca. 2.000 limitiert,
wobei die Deutschen die größte Gruppe stellen, diesjährig mit fast 500
Läufern. Ein bestimmtes Kontingent wird an Laufreiseveranstalter vergeben.
Doch dazu später mehr.
Zusätzlich zur eigentlichen Marathonteilnahme (Startgeld 65 Euro) bot der
Veranstalter diesjährig für 18 Euro die Buchung einer Pastaparty am Vorabend
und für 30 Euro am Morgen nach dem Lauf eine 10 km Wanderung durch die
Weinfelder an, u.a. mit dem Besuch einiger Chateaus mit Weinverkostung sowie
einem anschließendem Menü inklusive aller Getränke (Rotwein, Weißwein,
Alkoholfreies).
Einige Wochen nach der Bestätigung des Startplatzes sowie des gegebenenfalls
gebuchten Rahmenprogramms per email erhiellt man nochmals die Unterlagen per
Post u.a. mit der Aufforderung, ein ärztliches Attest über seine
Marathoneignung beizubringen, wie es in Frankreich üblich ist.
Unterkunft
Noch schwieriger als einen Startplatz zu erlangen, war es, nach der
Startzusage eine Unterkunft für das Marathonwochenende zu finden. Alle von
dem Veranstalter angegebenen Hotels, Pensionen und Privatunterkünfte waren
bereits im Frühjahr großräumig ausgebucht und es wurde von angefragten
Hoteliers empfohlen, weiträumig zu suchen. Wie ich später vor Ort erfuhr,
buchen viele Teilnehmer bereits unmittelbar nach dem Lauf ihr Quartier wieder
für das nächste Jahr. Teilweise werden im Forum auf der Internetseite des
Veranstalters auch noch im Sommer und Herbst Privatquartiere angeboten.
Da ich wegen des zu erwartenden Rotweingenusses am Veranstaltungswochenende
nicht meinen PKW bewegen und deswegen möglichst am Veranstaltungsort
nächtigen wollte, hatte ich schließlich unter Verdrängung meiner Bedenken
bezüglich des Laufens eines Marathons gekoppelt mit dem Verzicht auf ein
bequemes Bett bei dem Campingplatz in Pauillac angefragt. Dies erwies sich im
Nachhinein als Glücksgriff. Es kam per Post eine freundliche Zusage mit
ausführlichem Infomaterial zu Pauillac und der Region.
Der kostengünstige Campingplatz von Pauillac befindet sich ca. 15 Gehminuten
südlich der Ortsmitte. Es handelt sich um einen mit maximal 400 Plätzen
relativ kleinen, außerordentlich gepflegten und sauberen
Viersterne-Campingplatz, auf dem auch Haustiere zugelassen sind. Er liegt
ruhig und landschaftlich schön unmittelbar an der Gironde und ist ansonsten
von Wiesen bzw. Weiden sowie einem Wäldchen umgeben – mit Blick auf die bis
zum Horizont reichenden Weinfelder des Chateau Lafite. Über dem Fluss geht
morgens kitschig schön die Sonne auf. Bei wolkenloser Nacht blickt man wegen
des fehlenden Streulichts großer Städte und durch klare Atlantikluft in einen
beeindruckend funkelnden Sternenhimmel.
Neben Stellplätzen für Zelte, Wohnmobile und Wohnwagen bietet der
Campingplatz einige feststehende, neuwertige sogenannte Mobilhomes. Diese
haben zwei Zweibettschlafzimmer, Bad mit Dusche sowie eine komplett mit Herd,
Kühlschrank, Mikrowelle und Geschirr eingerichtete Wohnküche mit zwei
(Not)schlafplätzen, ferner eine gemütliche, überdachte Veranda. Auf dem Platz
gibt es zwei mehrmals täglich gereinigte Sanitärhäuser mit Toiletten,
Duschen, Waschkabinen, Sauna und Whirlpool, einen Raum mit Waschmaschinen und
Bügelgelegenheit sowie ein Aufenthaltsgebäude mit Fernseher, Bibliothek und
Kühlschrank. Auf Vorbestellung werden morgens von der Platzverwaltung zum
Selbstkostenpreis frische Croissants oder Brioche, Baguette o.ä. vom Bäcker
geholt.
Meinen ursprünglichen Plan, nach dem Marathonwochenende auf einen
Campingplatz an der Atlantikküste zu wechseln, habe ich nach dem Kennen
Lernen des Platzes in Pauillac verworfen, da ich mich m.E. anderweitig nur
hätte verschlechtern können.
Auch Camper buchen ihr Quartier für den Medoc-Marathon frühzeitig. So hatten
Mitte September 2008 u.a. bereits zwei Laufvereine mit 13 bzw. 10 Zelten für
das Veranstaltungswochenende 2009 reserviert, und auch die Mobilhomes sind
ein Jahr im voraus gebucht und wohl nur noch über eventuelle Stornierungen zu
bekommen.
Anreise
Da ich meine Campingausrüstung mitführen musste und nach dem Marathon noch
eine Woche Urlaub in der Region verbringen und mobil sein wollte, wählte ich
die Anreise per PKW. Die knapp 1.200 km Fahrt über Köln, Aachen, Paris (ist
kurz hinter der belgischen Grenze ausgeschildert) und Bordeaux (ist ab Paris
ausgeschildert) nach Pauillac dauerte ca. 11 Stunden. Mein Start in Witten
war um 6.00 Uhr morgens, so dass ich Paris staufrei am späten Vormittag
umfahren konnte. Die durchgehende Autobahnfahrt bis Bordeaux war hin wie
zurück insgesamt stress- und staufrei. In Belgien gelten 120 km/h, in
Frankreich 130 km/h Höchstgeschwindigkeit, die man unbedingt einhalten
sollte, denn auch kleinste Geschwindigkeitsübertretungen werden in Frankreich
extrem teuer geahndet. Für die französischen Autobahnen fallen auf der
Strecke für einen PKW 60 Euro Mautgebühren an, welche etwas durch die
Benzinersparnis der gleichmäßigen, aber zügigen Fahrweise kompensiert werden.
Ab Bordeaux führt die Straße durch Weinberge, die man wegen des flachen
Reliefs eher als Weinfelder bezeichnen sollte, vorbei an zahlreichen
Chateaus. Es war für mich interessant zu sehen, woher der Wein eigentlich
stammt, den man manchmal genießt.
Die frühzeitige Buchung eines Billigfluges von Köln/Bonn nach Bordeaux
inklusive der Transferkosten nach Köln/Bonn und von Bordeaux nach Pauillac
dürfte schätzungsweise um die Hälfte preisgünstiger als die Einzelanreise per
PKW sein.
Die Kosten und Möglichkeiten einer Anreise per Bahn habe ich nicht geprüft.
Das Marathon-Vorspiel
Das Marathonwochenende in Pauillac begann mit der Anreise Donnerstag
Nachmittag, da ich mich zumindest einen Tag akklimatisieren und Freitag meine
Startunterlagen in Ruhe abholen wollte. Bis Donnerstag Abend war der
Campingplatz bereits zur Hälfte mit Läufern verschiedenster Nationalitäten
belegt. Anfangs auffallend waren die vor jedem Zelt bzw. Wohnmobil stehenden
Rotweinflaschen, so auch neben meinem Nachbarzelt, in dem ein Team von fünf
deutschen, nach eigener Aussage das Laufen wie „Saufen“ gewohnten Ärzten
logierte. Irgendwie drängte sich mir der Eindruck auf, dass sich in und um
Pauillac an dem Wochenende die Schnittmenge der europäischen und
überseeischen Läufer- und "Säufer"gemeinde treffen würde. Weitere
Zeltnachbarn waren ein Paar aus Warschau, das Ende März wie ich mit einer
Gruppe von PV´lern ebenfalls den Warschauer Halbmarathon gelaufen war. Zwei
etwas später angereiste Polen bekamen zwar ihre Weinflasche geöffnet,
anschließend aber das Zelt nicht mehr aufgebaut, was schließlich als
polnisch-deutsche Gemeinschaftsaktion funktionierte.
Freitags, also am Tag vor dem Marathon, ist im Stadion von Pauillac eine von
Asics gesponsorte kleine Marathonmesse, auf der sich insbesondere die
Veranstalter der anderen französischen bis nordafrikanischen
Langstreckenläufe präsentieren. Neben dem Medoc-Marathon gibt es in
Frankreich – wie auch in Deutschland - weitere Wein-Marathons, so z.B. den
Beaujolais-Marathon und für „Fortgeschrittene“ schließlich den
Cognac-Marathon, dessen Stand wegen der gebotenen diversen Kostproben immer
von einer Läufertraube umlagert war. In der Halle für die
Startnummernabholung musizierte eine südseemäßig gekleidete Combo und auch
das gesamte Organisationspersonal war karnevalsmäßig ausstaffiert, ohne dass
es aufgesetzt oder gekünstelt wirkte. Es scheint in Medoc einfach
dazuzugehören. Die Läufe stehen jährlich unter einem wechselnden Kostümmotto
– 2008 war das Thema „Tropen und Inseln“. Für diejenigen, die sich noch
kurzfristig eine Kostümierung zulegen wollten, gab es einen entsprechend
ausgestatteten Stand auf der Messe.
Hinter dem „Haus für Tourismus und Wein“ beginnend standen entlang der
Strandpromenade in Pauillac auf ca. 1 km Wegstrecke mehrere große Festzelte
sowie Stände von Winzern, Gastronomen und Verkäufern diverser Spezialitäten
(Käse, Gebäck etc.) der Region sowie ein besonders bei der einheimischen
Bevölkerung beliebter Ausschank von deutschem Bier. Lebt der Ort als Hochburg
der Weinproduktion das ganze Jahr über von der Präsentation und Vermarktung
seiner Produkte, so steht er am Marathonwochenende volksfestartig zusätzlich
im Zeichen des Langstreckenlaufs und der Langstreckenläufer.
Für Freitag Abend hatte ich mit meiner Marathonanmeldung die Teilnahme an
einer Pastaparty gebucht, die für 500 Gäste in einem Festzelt im Start- und
Zielbereich ausgerichtet wurde. Die Pastaparty beinhaltete ein komplettes
Menü mit Aperitif, Vor-, Haupt- und Nachspeise und Rotwein oder auch
alkoholfreien Getränken. Wie zu erwarten, war auch hier das Personal
Medoc-mäßig ausstaffiert und stimmungsmäßig mindestens genauso gut aufgelegt
wie seine Gäste. Musikalisch wurde das Ganze von Beginn an durch eine Kapelle
begleitet, zu deren Klängen nach dem Essen ausgelassen getanzt werden konnte.
Meine Tischnachbarn waren ein Paar mittleren Alters samt jüngerer
Lauftreff-Freundin aus Würzburg, zwei junge Luxemburger und ein Belgier –alle
drei Mitte bis Ende 20 - sowie später noch eine ortsansässige Französin. Bis
auf die Französin waren wir alle Medoc-Neulinge, wobei diese nicht laufen
wollte, sondern am nächsten Tag an der Strecke bei ca. km 41 für die
Verteilung von Speiseeis an die Läufer zuständig war, welches das Dessert des
auf den letzten Kilometern gereichten Menüs darstellte.
Das sehr schlanke und deshalb auf mich ziemlich schnell wirkende Würzburger
Paar war bereits sehr marathonerfahren. Sie hatte acht gelaufen, er wusste
seine Marathons nicht mehr zu zählen – nach ihren Zielzeiten wagte ich nicht
zu fragen. Die beiden Luxemburger waren Leichtathleten, 800 m Läufer,
Bestzeit 1:56, jedoch noch keinen Marathon gelaufen, was ihrer Ansicht nach
auch eher etwas für alte Leute so ab ca. 30 ist, die nicht mehr schnell und
dann zwangsläufig nur noch lang laufen können. Würden sie Marathon laufen,
schätzten sie sich an dem Abend für Zielzeiten um 3 Stunden, eher 2 Stunden
45 ein. Medoc sahen sie als reine Spaßveranstaltung an. Das Würzburger Paar
wollte wie ich die ersten 25 bis 30 km sauber und solide ohne Weinverkostung
laufen, um erst danach mal zu testen, was Medoc so zu bieten hat. Die
Lauftrefffreundin konnte wegen eines fiebrigen Infektes nicht die ganze
Strecke laufen, sondern wollte sich ca. bei km 30 unter die Läufer mischen,
um zumindest etwas die Atmosphäre zu genießen und die im Ziel an die Läufer
verteilten Präsente zu erhalten. Ein Vorgehen, das übrigens nicht wenige aus
welchen Gründen auch immer an der Bewältigung der ganzen Strecke gehinderte
Läufer wählen, wie ich es auch später während des Laufs erfuhr. Diese
„Mogler“ kommen jedoch nicht in die offizielle Finisher-Liste, da ihnen die
diversen elektronisch erfassten Zwischenzeiten fehlen.
Da ich mir vor dem Lauf mindestens acht Stunden Schlaf genehmigen wollte,
verließ ich die Pastaparty relativ zeitig Richtung Campingplatz über die gut
besuchte Strandpromenade mit weiteren Festzelten und Ess- und Trinkständen.
Unterwegs hörte ich in einem Gespräch anderer Deutscher, dass Leute, die in
ihrer Kindheit keine ausgelassenen Kindergeburtstage haben feiern können,
dieses Erlebnis bei dem Marathonwochenende nachholen können, da es dort
inklusive Verkleidung nach wie vor dem Lauf immer sehr ausgelassen zugeht.
Auffallend angenehm war während des ganzen Wochenendes die absolut entspannte
Stimmung der internationalen Läuferschar – geeint durch das Erlebnis Medoc.
Unschöne Szenen wie sie manchmal von deutschen Volksfesten, bei denen Alkohol
gereicht wird, berichtet werden, waren nirgendwo auch nur ansatzweise
erkennbar.
Auf dem Campingplatz standen dann abends international zusammengewürfelte
Gruppen mit Gläsern oder Weinflaschen in der Hand plaudernd zusammen, aus
meinem französisch besetzten Nachbarzelt war ein eindringlich zärtliches Je
t´aime-Geflüster zu vernehmen, einige der männlichen Teilnehmer – waren es
Holländer oder Deutsche? – konnten nicht mehr bis Samstag warten und liefen
schon zu ihrem und dem allgemeinen Amüsement mit blonder Perücke und im
Tüllröckchen auf dem Platz herum.
Samstag, der Tag des Laufs
Nach trockener Nacht begann der Tag um Punkt 7.00 Uhr zum Missmut aller
Camper und Läufer mit einem kräftigen Regenschauer, woraufhin ich mein für
den Lauf mitgebrachtes Regencape bereitlegte. Kann es üblicherweise während
des Medoc-Marathon bis über 30 Grad warm werden, so war es 2008 bei ca. 22
bis 24 Grad bewölkt mit Auflockerungen, windig und einzelnen Regenschauern,
was mir persönlich viel lieber als ein Hitzelauf ist.
Die erste Herausforderung des Tages bestand für die zeltenden männlichen
Bewohner des randvollen Campingplatzes in der logistischen Bewältigung der
Morgentoilette, was dann aber doch mit etwas Schlange stehen und dem
Rückgriff auf die ansonsten verschlossenen Behinderten-toiletten irgendwie
funktionierte. Nach dem Frühstück – vor meinem französisch belegten
Nachbarzelt saßen zu meiner Verwunderung zwei Kaffe schlürfende, drahtige
Herren – verließen nach und nach verkleidete Läufergruppen den Campingplatz
Richtung Pauillac, wobei vom Platz ging, ohne dass das Platzverwalterehepaar
ein Polaroid-Fotos von „seinen“ Läufern fertigte. Die Fotos wurden während
der nächsten Tage am Eingang ausgehängt.
Auf der Strandpromenade von Pauillac versammelten sich nach und nach zum
Start um 9.30 Uhr die Läufer, 99 % davon sehr phantasievoll bis professionell
oder auch bizarr kostümiert. Nur normale Laufkleidung tragende Läufer wirkten
in dieser Umgebung nackt. Da man auch noch Anfang September mit hohen
Temperaturen rechnen muss und ich durch eine Kostümierung nicht beim Laufen
behindert werden wollte, hatte ich ein leichtes Hawaii-Outfit mit Bastrock
und Blumenketten um Kopf, Hals und Arme gewählt, damit jedoch auch reichlich
Doppelgänger. Ich wählte meine Startaufstellung ungefähr im dritten Viertel
des Feldes, rechnete ich nach einem Blick auf die Vorjahreszielzeiten für
mich mit einer Nettozeit um 5 Stunden 30 Minuten, die Zeit, nach der ungefähr
50 % des Feldes im Ziel sind. Mit diesem Verfahren kann ich bei ausreichend
großen Volksläufen meine eigenen Zielzeiten auch bei mir unbekannten Strecken
vorab fast auf die Minute genau abschätzen.
Neben dem Bestaunen der diversen Kostüme wurde die Wartezeit auf den Start
durch über der Menge schwebende Drahtseilakrobatinnen sowie einen mittels
Propeller an einem Draht hängend durch die Luft fahrenden Artisten, ferner
wie in Warschau auch durch (leicht bekleidete) Tänzerinnen auf Podesten, die
auf großen Tafeln die verbleibenden Minuten bis zum Start anzeigten und nicht
zuletzt einen kräftigen, kurzen Regenschauer verkürzt, bei dem mir - und als
Kavalier auch noch einer Nachbarin - mein weites Regencape zugute kam.
Erwähnen muss ich, dass ich verletzungsbedingt zehn Tage vor Medoc das letzte
Mal gelaufen bin. Wegen seit einigen Wochen andauernder
Achillessehnen-Problemen hatte ich bei einem 14 km Tempodauerlauf für eine
bessere Fersenführung eine andere Schuhschnürung (Marathonschnürung)
ausprobiert, diese jedoch fahrlässigerweise etwas zu hoch angesetzt und mir
dabei eine extrem schmerzhafte punktuelle Reizung/Entzündung einer Sehne oder
wahrscheinlich über diese verlaufenden Ader auf dem Fußrücken zugezogen. Den
für das Wochenende vor Medoc geplanten langsamen 30 km Lauf musste ich
schmerzbedingt nach nur 200 m abbrechen und habe danach keinen Meter mehr
trainiert, damit sich die Angelegenheit beruhigen konnte, worin ich meine
einzige realistische Chance sah. Materialien wie Tape und Wattepads bzw.
Damenbinden (zu einem kleinen Polster zurechtzuschneiden) zur Konstruktion
eines Entlastungsverbandes an der betroffenen Stelle hatte ich mir zwar
gekauft (lasst Euch mal als Mann im Geschäft zu Damenbinden beraten ;-), dann
aber doch nicht „montiert“. Ich wusste also beim Start absolut nicht, was
mich diesbezüglich erwartet, ob mein Fuß die 42,2 km schmerzfrei
funktionieren wird. Da die Strecke ungefähr den Verlauf einer 8 hat, wäre
zumindest nach der Halbmarathondistanz theoretisch eine recht problemlose
Stelle zum Ausstieg gewesen - wenn ich es denn überhaupt bis dahin geschafft
hätte, was mit den vormaligen Schmerzen eher unwahrscheinlich war.
Das wie bei solch großen Läufen üblich sehr verhaltene Anlaufen nach dem
Start ging mit dem lädierten Fuß erstaunlich problemlos. Nach wenigen hundert
Metern entdeckte (m)ich zufällig am Straßenrand meine sehr hübsche
französische Tischnachbarin von der vorabendlichen Pastaparty, die mich nach
kurzer Begrüßung mit „bon courage“-Wünschen auf den langen Weg schickte. Als
nach einem vorsichtig gelaufenen km der befürchtete Schmerz auf dem Fußrücken
ausblieb, schöpfte ich langsam Hoffnung, die ganze Distanz dieses Laufs zu
schaffen, auf den ich mich über ein Jahr lang gefreut hatte.
Sobald das Läuferfeld die engen Gassen von Pauillac hinter sich gelassen
hatte, pendelte sich die Geschwindigkeit der Massen, mit denen ich lief, je
nach Gefälle oder Anstieg auf einen recht komfortablen km-Schnitt von sechs
bis sieben Minuten pro km ein. Bis ca. 15 km war das Läuferfeld sehr dicht
beieinander, danach zog es sich zunehmend in die Länge. Im Feld verteilt
waren etliche – auch deutsche – Vereine, die geschobene oder per Pedal
angetriebene Motivwagen mit sich führten. Die meisten davon sind offenbar
jährlich dabei und wirkten recht routiniert. Auch die Fahrzeuge wurden ohne
zu stören in dem Läuferfeld im benannten Tempo flott bewegt und machten
allgemein keinen Halt an den Verpflegungsstellen oder den Chateaus. Wollte
jemand aus der Gruppe einen Wein kosten oder Verpflegung aufnehmen, so konnte
er das tun, musste dann aber wieder zu seine Leuten aufschließen. Lange Zeit
lief ich im Umfeld einer Gruppe von ca. 40 Männern und Frauen der
französischen Luftwaffe/Armée de´l Air, erkennbar an ihrer laufgerecht
abgewandelten korrekten „Uniform“, und einem 140 kg schweren
Mirage-Aluminium-Modell, das sie mit sich schoben. Ab ca. km 30 verlor ich
sie aus den Augen und sie dürften nach ca. 5 Stunden 20 Minuten durch das
Ziel gelaufen sein. Eine originale Mirage stand über das Wochenende an der
Strandpromenade.
Die Strecke führt hauptsächlich durch bis zum Horizont reichende Weinfelder,
d.h., man läuft gegen Wind und Sonne ungeschützt. Der Kurs durchquert diverse
kleine Dörfer durchquert. Höhepunkte sind die 23 angelaufenen Chateaus,
Schlösser oder schlossartige Anwesen mit riesigen Parks, wo überall Wein zum
Verkosten an die Läufer ausgeschenkt wird. Die weinanbauenden Landbesitzer
des Medoc sind im 18. und 19. Jahrhundert zu großem Reichtum gelangt, nachdem
der vergorene Traubensaft Einzug in die bürgerliche Küche Europas gehalten
hatte und somit eine große Nachfrage entstand. Die Chateaus waren anlässlich
des Marathon auf das Feinste herausgeputzt. Ihre Besitzer standen teilweise
auf Balustraden oder Balkonen, von wo sie den vorbeiziehenden Massen stil-
und huldvoll zuwinkten oder sie saßen auf einer Veranda mit festlich
gedeckter Tafel mit Blick auf die Marathonis. Andere Schlossherren schenkten
Wein aus oder fotografierten Läufer auf Wunsch mit deren Fotoapparaten.
Zusätzlich zu den Chateaus gab es 22 reguläre Verpflegungsstellen mit Wasser,
Trockenobst, Glukosegetränken und den diversen Spezereien wie Kuchen,
Bratenfleisch, Schinken, Austern, Champagner, Eis, Bier etc.. Die
Wasserversorgungsprobleme der Vorjahre – es wurde aus 1,5 L Flaschen in
Becher ausgeschenkt, wobei die ersten Läufer die Flaschen mitgenommen haben
und für die folgenden kein Wasser mehr vorhanden war – wurden durch Ausschank
aus 0,33 L Plastikflaschen in Becher behoben, wobei auch ganze Flaschen samt
Verschluss abgegeben wurden. Dies war sehr angenehm, denn so hatte man immer
Wasser zur Hand und konnte unterwegs nach Bedarf trinken. Bei den Chateaus
wurde in der Regel kein Wasser, nur Wein gereicht. Zwischendurch gab es auch
zwei oder drei Stops, bei denen man sich die Beine massieren lassen konnte.
Laufen und Alkohol: da mir die Kombination Laufen und Wein nicht geheuer war,
hatte ich mir vorgenommen, die ersten 25 bis 30 km bis zu den beiden
Rothschild – Chateaus „abstinent“ zu laufen und erst dann etwas Wein zu
probieren. In der Praxis sah es dann aber so aus, dass ich mich bereits bei
dem dritten Chateau den Massen anschloss und das erste Gläschen probierte.
Insgesamt kam ich vielleicht auf moderate fünf statt der möglichen 23 Proben
und insgesamt einen viertel Liter Wein. Hatte ich auf den ersten km zu meiner
Freude einen für mich optimalen Marathonpuls von 125 bis 140 Schlägen, so
zeigte meine Pulsuhr irgendwann 185 Schläge, eine Frequenz, bei der ich
normalerweise nach einer Minute kollabieren würde. Zuerst vermutete ich, ich
hätte trotz Pulsuhrcodierung das Signal von einem Nachbarn eingefangen, doch
zeigte die Uhr diesen hohen Puls auch, wenn ich alleine lief. Ging oder stand
ich, fiel er sofort auf 120 Schläge/Minute, lief ich auch nur langsam wieder
an, schnellte er direkt wieder auf ca. 180. Einer meiner ärztlichen
Zeltnachbarn auf dem Campingplatz wies mich später darauf hin, dass Alkohol
gefäßerweiternd wirken würde und deswegen das Herz eine höhere Pumpleistung
erbringen muss, um bei Belastung den Blutkreislauf im geforderten Maß zu
gewährleisten. Ich gebe also den Rat, bei einer in Erwägung gezogenen
Teilnahme am Medoc-Marathon vorher im Training (z.B. auf der übersichtlichen
Herrenholzrunde in Annen) zu testen, wie der Körper auf diese ihm unbekannte
Herausforderung reagiert. Ein weiterer Rat ist, (beim Laufen) immer einen
oder zwei Schluck Wasser nach dem Wein zu trinken, da dieser je nach
Barrique-Ausbau schon etwas schwer im Magen liegen kann, wie es mir
passierte, als ich auf einem Stück mal keine Wasserflasche mit mir trug.
Essensmäßig war es so, dass ich mich ziemlich zurückgehalten und maximal
kleine Mengen probiert habe, da ich ungern mit vollem Magen laufe - O.K., das
Eis bei km 41 und das zusätzlich gereichte große Bier habe ich nacheinander
gehend konsumiert – eine im Alltag unmögliche, bei diesem Lauf mögliche
Kombination. Auch wollte ich nicht die Wirkung von z.B. Trockenpflaumen bei
einem mehrstündigen Lauf austesten, obwohl diese in Frankreich offenbar ein
beliebter Energiespender im Langstreckensport sind.
Während des Laufs habe ich ungefähr 100 Fotos geschossen, die meisten selber
laufend in Bewegung. Einmal scherte ich aus der Läuferreihe aus und begab
mich hinter die Zuschauer, als ich im Vorbeilaufen einen Alaskan Malamute
(Hund) entdeckt hatte, den ich in Erinnerung an die Zeiten mit meinen beiden
Malamute Hündinnen fotografiert habe.
Trotz der besonderen Bedingungen waren im Vergleich zu einem normalen
Marathon keine Ausfälle oder gar kollabierenden Läufer zu sehen. Jeder lief
anscheinend ohne Zeitdruck, so wie er sich wohl fühlte. An den zahlreichen
Verpflegungsständen und Chateaus wurde das Tempo regelmäßig zwangsweise bis
auf Schrittgeschwindigkeit bzw. einen kurzen Stop reduziert (allein, weil
manchmal die Motivwagen nur passgenau durch die Schlosszufahrten passten),
das wieder Anlaufen war dann zunehmend die Herausforderung. Die Strecke ist
nicht eben, sondern meist flachwellig mit zwei oder drei knackigen Anstiegen
à la Herrenholzrunde bei ca. km 30, welche die meisten Teilnehmer jedoch
nicht gelaufen, sondern gegangen sind. „Lächelnd ins Ziel!“ ist in Medoc
keine leere Floskel, sondern kann noch um „Lächelnd auf der Strecke!“ ergänzt
werden. Unter diesen Aspekten beschreibt der Veranstalter den Marathon auch
als anfängergeeignet, dem ich zustimme. Da bei einem Zeitnahmeschluss von
offiziell 6 Stunden 30 Minuten, inoffiziell dann doch immer wieder 7 Stunden
kein Zeitdruck für einen halbwegs trainierten Läufer aufkommt, laufen die
meisten in Medoc so, dass sie sicher, gesund und ohne Stress über die Strecke
kommen. Dies dürfte ein Grund sein, warum der Lauf von vielen Vereinen auch
über die gesamte Distanz als Gruppe gemeinsam bestritten wird, wobei dann
nicht Schnelligkeit, sondern Durchhaltevermögen über fünf, sechs oder sieben
Stunden zählt. Bei einem Vorbereitungstraining sollten daher lange ruhige
Läufe im Bereich von bis zu dreieinhalb oder gar vier Stunden geübt werden.
Meine Herausforderung bei dem Lauf war es, ab ca. vier Stunden die notwendige
Energie zum Weiterlaufen bereitzustellen, da ich mich diesbezüglich zu sehr
auf die Zuführung von veranstalterseitig gebotene Energieverpflegung
verlassen, diese dann aber nicht genutzt habe (Was der Bauer nicht kennt,...)
und selber nur wenig mir vertraute Energiespender dabei hatte.
Die einzige gefährliche Situation für einen Läufer in Zusammenhang mit dem
Marathon erlebte ich auf dem Campingplatz, wo sich kurz nach dem Lauf ein
deutsches Paar in die Sauna begeben hatte. Bei einer Unterbrechung des
Saunagangs stand der Mann vor der Sauna im Gespräch, blickte kurz ins Leere,
stürzte bewusstlos wie ein gefällter Baum hintenüber in den Kies und
verfehlte mit dem Kopf nur knapp eine Holzbank und einen großen Stein. Ein
zufällig daneben stehender deutscher Arzt aus meinem Nachbarzelt übernahm die
Erstversorgung, um den Betroffenen anschließend auf das Risiko hinzuweisen,
sich nach der Belastung durch einen Marathon auch noch in die Sauna zu
begeben.
Die gelaufenen Zeiten bei dem Medoc-Marathon könnten den Eindruck erwecken,
dieser sei ein „geschenkter“ oder kein „richtiger“ Marathon, aber 42,195 km
sind auch im Medoc 42,195 km. Medoc ist sicherlich anders als sonstige
Marathons, aber trotzdem oder gerade deswegen durchaus eine läuferische
Herausforderung, insbesondere, wenn die Sonne vom Himmel brennt und man fast
die gesamte Distanz zwischen den Weinfeldern keinen Schatten findet, was 2008
zum Glück nicht der Fall war. Die wellige Strecke führt zu ca. 50 % über
nicht asphaltierte Wege, Kieswege in den Schlossgärten, Wiesen und Feldwege,
die in diesem Jahr örtlich wegen der Schlammigkeit des Bodens große
Aufmerksamkeit erforderten und manchmal nur zwei oder drei Läufern
nebeneinander trittsicheren Untergrund boten. Der Kurs wird allgemein auch
von erfahrenen Läufern als nicht ganz einfach zu laufen eingestuft und ich
schätze ihn bei einem freien Lauf ohne die vielen Stops um ca. 20 bis 25
Minuten länger ein, als z.B. die autobahnartig zu laufende
Karstadt-Marathon-Strecke Dortmund – Essen. Zuzüglich der Zeiten für die
Verpflegungsstops sind dann auch die relativ langen Laufzeiten
nachvollziehbar. Nach meiner Erfahrung und gemäß den Zeiten anderer Läufer
kann man in Medoc zu seiner üblichen Marathonzeit gut 1 Stunde 30 Minuten
addieren. Dabei entfallen dann ca. im Mittel 90 Sekunden jeweils auf den Stop
bei einer Verpflegungsstation oder einem Chateau.
Im Vergleich zu übrigen Laufgroßveranstaltungen gab es bei dem Marathon wie
bereits in den Vorjahren im Start-Zielbereich wie auf der Stecke nur wenig
Toiletten. Dies stellte jedoch kein ernsthaftes Problem dar, da der
Start-Zielbereich unmittelbar neben den breiten, hohen Wiesen am Gironde-Ufer
liegt und fast die gesamte Strecke von ca. 1 m hohen, blickdichten Reihen von
Weinstöcken gesäumt wird, so dass man praktisch zu jedem Moment seitlich in
die Büsche, respektive den Wein huschen konnte.
Meine Laufzeiten waren eine HM-Durchgangszeit von 2:48 (auf die Minute genau
eine Stunde länger als Ende März 2008 in Warschau), 30 km bei 3:35 und
Endzeit brutto 5:43, d.h. ich konnte auch in Medoc einen optimalen Split
laufen. Als sich bei ca. km14 der besagte Fußrücken doch wieder leicht
bemerkbar machte, lockerte ich direkt etwas die Schuhschnürung und konnte
danach gut weitertraben. Orthopädisch hatte ich auch am Folgetag absolut
keine Probleme. Ab ca. km 28 bis 30 wurde in meinem Umfeld an Steigungen mehr
gegangen als gelaufen, etwas später je nach Motivation und Kondition auch auf
den ebenen Wegstücken abwechselnd gegangen und gelaufen.
Bei ungefähr km 40 überholte ich am Stadtrand von Pauillac in meinem
Langstreckenzuckeltrab, der zwar nicht der schnellste ist, mich bislang aber
immer zuverlässig ins Ziel brachte, zu meiner Überraschung das
marathonerfahrene Würzburger Paar, das ziemlich abgekämpft wirkte, sich nur
noch dem Ziel entgegen schleppte und nicht mehr zum Laufen zu bewegen war.
Der Zieleinlauf erfolgte dann begleitet von Anfeuerungsrufen der Zuschauer
über einen ca. 100m langen roten Teppich. Im Ziel gab es eine Medaille, ein
Lauf-Funktionsshirt, ein Regencape und eine solide Sporttasche, beide mit
Medoc-Marathon-Aufdruck sowie eine gute Flasche Rotwein und für die Damen
zusätzlich charmant noch eine lachsfarbene Rose. Die Sieger wurden als
Siegprämie stilgerecht mit Wein aufgewogen.
Im Zielbereich gab es dann für die Läufer direkt wieder ein Festzelt mit Live
Band, Pasteten- und Marmeladebroten, Kuchen, salzigem Gebäck, Trockenobst,
Yoghurt, Bier, Wein, Pfefferminzbowle, etc., draußen neben dem Zelt in der
Sonne auf der Wiese Tische und Stühle für die glücklichen Finisher. Dort traf
ich meine Bekanntschaften der letzten zwei Tage wieder, u.a. die
luxemburgischen 2:45 Läufer in Spe, die für den Lauf dann doch 4 Stunden 20
Minuten benötigten, allerdings mit Verkostung aller Chateaus.
Auch sprach mich im Zielbereich zufällig ein ehemaliges PV-Mitglied an, das
ich zwei Wochen vorher bei einem 30 km Trainingslauf am Kemnader See aufgrund
der flüchtigen Personenbeschreibung eines Vereinskollegen („In Medoc will
auch ein Wittener mit gezwirbeltem Schnurrbart laufen“) auf Verdacht und zu
seinem großen Erstaunen im Vorbeilaufen gefragt habe, ob er auch den
Medoc-Marathon laufen werde. Er war samt fünf Lauffreunden aus Witten-Bommern
mit Bunert-Reisen angereist.
Der Tag endete abends mit einer Party in Festzelten oder an den diversen
Ess- und Trinkständen oder Restaurants an der Strandpromenade samt Feuerwerk.
Sonntag, das Marathon-Nachspiel
Die für den nächsten Morgen, also Sonntag, über den Veranstalter gebuchte 10
km-Wanderung führte bei zeitweise sehr regnerischem Wetter an mehreren
Chateaus vorbei, die alle mit Live Bands die freie Verkostung ihrer Weine und
Besichtigung der Weinkeller ermöglichten. Anschließend gab es in einem
Festzelt für ca. 500 Teilnehmer in sehr angenehmer Atmosphäre wieder bei
fröhlicher bis ausgelassener Stimmung ein Menü mit weißen und roten Weinen
der Region samt Live Band mit Sängerinnen und Tänzerinnen und nach dem Essen
Tanzmöglichkeit. In internationaler Runde von Tischnachbarn ließ man nochmals
den nach einhelliger Meinung sowohl im Hinblick auf die Laufstrecke als auch
Randbedingungen durchaus anspruchsvollen Lauf Revue passieren.
Ein einwöchiger Urlaub in der Region mit Ausflügen an die Atlantikküste und
nach Bordeaux rundete meinen Aufenthalt ab. Nach dem Wochenende hatte man in
Pauillac teilweise den Eindruck, so etwas wie ein menschlicher
Heuschreckenschwarm sei über die Stadt hergefallen, da Montags einige
Restaurants restlos leergegessen waren bzw. erst mal ganz geschlossen hatten.
Trage ich in heimischen Gefilden das nach dem Lauf erhaltene Shirt mit
Medoc-Marathon-Aufdruck beim Training abseits der PV-Pfade, so berichten mir
regelmäßig fremde Läufer begeistert, das sie auch bereits diesen Marathon
gelaufen sind und wie gut er ihnen gefallen hat – so auch eine Läuferin des
Dortmund Bittermärker Lauftreffs, der vor zwei Jahren mit einer Gruppe mit
Bunert-Reisen zum Medoc-Marathon gefahren ist. Bemängelt wurde allerdings,
dass die Hotelunterbringung weit abseits des eigentlichen Geschehens in einem
Gewerbegebiet in Bordeaux erfolgte und man außer dem Lauf am Sonntag nichts
von dem eigentlichen Geschehen des Marathonwochenendes, das m.E. ein
Gesamtkonstrukt zu sehen ist, mitbekommen hat. Da bei einem Quartier weit
außerhalb Pauillac wesentliche Eindrücke der Veranstaltung verloren gehen,
werde ich im Wiederholungsfall, den ich mir sehr gut vorstellen kann, wieder
eine Unterbringung direkt vor Ort anstreben.
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Nächster Termin:
12.09.2009
Veranstalter-website:
Marathon
du Medoc
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(Fotos: www.interAir.de )









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