… unsere Ruhrmarathonfete im April
2005 ... morgens gegen Eins …
„He, wir wollen Ende November in
Florenz laufen – fährste mit?“ Mein erster Gedanke: „Jetzt isset so
weit - Läufer sollten keinen Alkohol trinken“. Nee, die Idee schien
mir schon arg weit hergeholt (mindestens 42,195 km) und ob alle am
nächsten Morgen immer noch nach Florenz wollten, dessen war ich mir
nicht so sicher …
Ich hörte dann auch wochenlang nichts
mehr von Florenz, bis – bis wir im Juni mit rd. 30 Leuten zum
Tengelmannlauf nach Mülheim fuhren. „Wat is, fährste denn nun mit?“
– Wilfried und Gabi Krefter sahen mich fragend an. Angemeldet hatte
ich mich ganz frisch für den Berlin-Marathon Ende September - und
dann Ende November schon wieder einen Marathon? Und deswegen nach
Florenz fahren? Ende November? Als ich aber hörte, dass sich schon
über zehn Läufer/innen fest angemeldet hatten, war der Bann
gebrochen! „Dann komm ich auch mit!“ - am nächsten Tag hatte ich
meine Anmeldung online eingegeben und die Startgebühr überwiesen …
Wie heißt es so schön: Als Marathonläufer musst du nicht verrückt
sein – aber es hilft ungemein!“
Über Berlin nach Florenz
Ende September dann Berlin – 40.000
Läufer/innen, eine tolle Stimmung entlang der Strecke, aber auch
über 23° warm … und Hitze mag ich gar nicht, zumindest nicht beim
Marathon … nach 4:10 Std. war ich glücklich (und fertig) im Ziel.
Bis Florenz waren es noch zwei Monate – also erstmal regenerieren,
dann wieder leichte Läufchen während der Woche. Zwischendurch Start
der nächsten Ruhrmarathon-Vorbereitungsgruppe vom PV-Triathlon mit
über 100 Leuten beim ersten Training! Dreimal die Woche war ich
beim Training, dreimal kümmerte ich mich um die Läufer/innen, die
im Moment erst eine halbe Stunde laufen können. Den Herbstlauf in
Bottrop über 25 km lief ich locker in 2:18 Std. und stieg
anschließend ins bereits laufende Florenz-Vorbereitungstraining ein
... zumindest machte ich bei den langen Läufen mit …
Da waren sie wieder alle: Iris und Udo
Lampmann, die schon 2004 den Halbmarathon bzw. Marathon von
Dortmund aus gelaufen waren und nun beide über die volle Distanz
gehen wollten, Gabi und Wilfried Krefter, im letzten Jahr den
Halben gelaufen und beim diesjährigen Ruhrmarathon mit guten Zeiten
um die Vier dabei, Gabis Schwester Lilli Pfleiderer, gerade erst
für den PV beim Zwiebelsacklauf unterwegs, Michael Wittkowski auch
Halb in 2004 und beim Ruhrmarathon die vollen 42,195 km gelaufen –
er wünschte sich für Florenz sehnlich eine Zeit um 4:30 Stunden.
Wieder mit dabei Jutta Krusenbaum und auch Nicole Jakubzig –
letztere hatte sich unabhängig von uns ebenfalls für Florenz
angemeldet! Vorne weg die 3:30-Aspiranten Bernd Sander und Michael
Laßl. Und: Jutta Lolies – schnellste Wachtmeisterin von Witten! Und
wie schnell Jutta geworden war! Zuletzt eine 1:40 beim Halbmarathon
in Düsseldorf (und damit Siegerin in ihrer Alterklasse 35!), beim
Ruhrmarathon noch weit (4:10 Std.) hinter Vier, jetzt liebäugelte
sie schon mit einer Drei vor den Minuten... Und auch dabei unser
wichtigster Mann: mein Freund und Nachbar Axel Müller, der uns auf
den langen Läufen bei Wind und Wetter auf dem Fahrrad begleitete,
in den Gepäcktaschen Getränke und Bananen, die Landkarte auf der
Lenkertasche und mit einem Auge die Uhr und mit dem anderen Auge
den Tacho im Blick, damit das Tempo nicht über 9 km/h stieg. Alle
halbe Stunde dann sein Ruf: „Pauuuuuuse!“. Bei der jetzt
angelaufenen PV-Ruhrmarathonvorbereitung ist Axel wieder dabei, wie
die vier oder fünf weiteren Radfahrer (für alle meine größte
Anerkennung! Bei Schneeregen und großer Kälte im Dienste der guten
Sache (die gute Sache sind w i r natürlich ;-)) drei Stunden im
langsamen Tempo auf dem Rad sitzen… alle Achtung!!!). So sehr viel
mehr an ernsthaftem Training schaffte ich dann aber nicht mehr… oh
je, das würde ja was werden in Florenz…
66 Stufen bis zum Hotel
Dann: Freitag, 25. November 05! Wir trafen uns mit 16 (!)
Läufer/innen und Begleitern um 11 Uhr an der Pferdebachstraße und
wurden in zwei Kleinbussen nach Frankfurt-Haan zum Flughafen von
Ryanair gefahren, zuletzt über schneeverwehte Straßen! Das große
Schneechaos bekamen wir aber gar nicht mit! … schließlich düsten
wir ja in den sonnigen Süden, der sich leider als kühl und
verregnet darbot … Nach der Landung auf dem Flughafen von Pisa und
einer etwa achtzigminütigen Zugfahrt erreichten wir Florenz. Bella
Italia! … es regnete trotzdem. Dass wir in Italien waren, bekamen
wir auch sogleich zu spüren – alle Taxi- und Busfahrer streikten,
und als wir nach 20 Minuten Fußmarsch mit Gepäck durch die Stadt
(und den Regen) das Hotel an der Via Borgi Pinti erreicht hatten,
waren zwei Handtaschen und ein Rucksack geöffnet – stimmt ja, in
Italien soll es auch Taschendiebe geben… Dann also die Treppe hoch
– 66 Stufen bis zur Pforte im dritten Stock! Michael Laßl und Bernd
Sander waren schon am Vortag angereist und hatten ein gute Pizzeria
ausfindig gemacht, die wir dann an drei Abenden hintereinander
bevölkerten.
Ein Samstag mit Regen…
Nach einem „reichhaltigen“ Frühstück -
von Käse, Aufschnitt, Obst oder gar einem Frühstücks-Ei keine Spur
- ;-((( ging es hinaus bzw. die 66 Stufen hinunter in die Stadt,
die Startnummer holen. Ach ja, es regnete übrigens … und das in
Strömen. Am meisten diskutierten wir über die richtige
Laufbekleidung für den großen Lauf. War die Idee, Ende November in
Florenz zu laufen, vielleicht doch nicht so glücklich? Egal, jetzt
waren wir einmal hier und jetzt wird auch gelaufen! Der Nachmittag
gehörte der Besichtigung von Florenz. Eine herrliche Stadt! Der
mittelalterliche Stadtkern nicht zersiedelt und ohne Blessuren
durch die Weltkriege gekommen. Den Dom besichtigen? Klar, wenn wir
schon mal da waren! Auch die 250 Stufen hoch, an der herrlich
bemalten Kuppel vorbei bis aufs Dach? Schon nicht mehr ganz so
klar… am nächsten Tag standen schließlich 42,195 km auf dem
Programm … aber wenn wir schon mal da waren! Anschließend über den
Marktplatz vorbei an dem Denkmal von David (nein, nicht von Birgit
Schönherr-Hölscher geschaffen), sondern von Michelangelo und weiter
zur Schmuckbrücke über den Hochwasser führenden Arno. Nicht egal,
wo man 42 km am Stück läuft - Florenz hatte was!
Endlich – der Startschuss fällt – nicht im Regen!
Am nächsten Morgen, nach dem … gleichen Frühstück wie gestern,
gelangten wir nach einem kurzen Fußmarsch zur Abfahrt der Busse,
die uns zum Start außerhalb der Stadt auf eine kleine Anhöhe
hochfuhren (heute übrigens kein Streik der Busfahrer! ;-)). 9:15
Uhr – los ging’s. Und das Wetter – auch kein Streik! Der Himmel
leicht bewölkt und (noch) trocken, Luft angenehm kühl, vielleicht
so 10 Grad. Die ersten drei Kilometer liefen wir bergab! Gut zum
Einrollen! Dann nur noch flache Strecken, jedoch teilweise mit
Kopfsteinpflaster! Leider wenig Zuschauer, die das Ganze
begleiteten, dafür aber auch schon mal ein Radfahrer, der mitten im
Pulk mitfuhr und Fußgänger, die ihr Recht auf Nutzung eines
Zebrastreifens wahrnahmen. Jutta Krusenbaum zog mich gleich vom
Start her mit und strebte als Ziel die Vier-Stunden-Marke an! Mein
Ziel war es jedoch (noch) nicht und mir fehlte auch der Glaube
daran. Berlin noch in 4:10 Std., dann mein mehr oder eher weniger
ernsthaftes Vorbereitungstraining … allerdings lag mir die flache
Strecke und die kühle Witterung. Und so liefen wir und liefen wir –
vorbei an den Zug- und Bremsläufern für 4:15 und näher ran an die
4:00 Stunden-Läufer … bis auf maximal 150 m. Über eine halbe Stunde
lang kamen sie einfach nicht näher! Selbst zwei Portionen Power-Gel
halfen nicht! Egal, im Tempo zwischen 5:30 min/km und 6 Minuten
rissen wir Kilometer um Kilometer ab. Hochgerechnet musste eine
Zeit knapp über Vier rauskommen! Bei km 38 plötzlich eine bekannte
Stimme hinter uns – Wilfried Krefter spurtete vorbei! Petrus meinte
wohl, er sollte einen zusätzlichen Reiz schicken, damit wir uns
beeilten und öffnete bei km 40 wieder die himmlischen Schleusen…
aber richtig, mit Hagel! Es half! Die Uhr blieb bei 4:02 Stunden
und ca. 40 Sekunden stehen!!! Whow! Tatsächlich mein bestes
Ergebnis seit langem! Und wer war schon im Ziel??? Klar, Wilfried
Krefter (4:01 Std.), klar, Bernd Sander (schnellster Wittener in
3:32 Std.) und Michael Laßl (3:34 Std.) und??? Jutta Lolies in
3:37 Std.!!! Einfach Klasse! Udo Lampmann – ehemaliger
Leistungsturner - ebenfalls schon drin (oder was?) in 3:47 Std.!
Gabi Krefter hatte auch noch mal Gas gegeben und erblickte das
Licht des Ziels in 4:06 Std., dahinter Lilli Pfleiderer (4:29
Std.), Helmut Steinke, Nicole Jakubzig und Michael Wittkowski (alle
in 4:35 Std. – Michael, geht doch!) und Iris Lampmann – erster
Marathon ihres jungen Lebens: Geschafft!!! Voriges Jahr in der
PV-Vorbereitungsgruppe mit 5 km gestartet und jetzt nach 4:40 Std.
und 42,195 km im Ziel. (Übrigens, Iris und Udo Lampmann sowie Jutta
Lolies betreuen als Mentoren das nächste PV-Marathontraining).
…und dann 66 Stufen hoch zum Hotel…
Wie hatte Martin Haselhorst von der WAZ 1990 den Bericht über
seinen ersten Marathon, seinerzeit in Berlin, überschrieben?
„Am Gang sollt Ihr sie erkennen“…
Uns hat jeder erkannt. Ob am gleichen
Abend oder am Montag, dem Rückreisetag. Den Vormittag nutzen wir
für einen kleinen Stadtbummel entlang der beeindruckenden
historischen Gebäude, auch um kleine Mitbringsel für die
Daheimgebliebenen zu kaufen. Um 15 Uhr setzte sich der Zug mit uns
Richtung Pisa in Bewegung. In Pisa selbst mussten wir noch mal
umsteigen … hinter diesen Worten verbergen sich quälende Momente,
in denen wir mit unserem Gepäck gaaaanz laaangsam die
Bahnsteigtreppe hinunter stiegen. Kommentar eines Hamburgers von
hinten: „Wie heißt die Krankheit, die Ihr alle habt, ist das HDS,
die Dackellähmung?“ Wir lachten mit! Der Flieger hob pünktlich ab
und um 20 Uhr setze er wieder in Haan auf. Ohne Verkehrsprobleme
endete diese tolle Fahrt gegen Mitternacht in Witten. Dank
insbesondere an Wilfried und Gabi Krefter für die sehr gute
Organisation.
Matthias Dix,
PV-Triathlon Witten
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Fotos: Krefter
Florenz-Marathon
Wittener Ergebnisse
PV
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