aus der © WAZ, 26.01.2002, Lokalsport Witten

Einen deutschen Rekord hält sie heute noch

Von Sabine Pütz  ©

Witten. Sie war das wohl größte Lauftalent, das die SU Annen je hatte: Simone Büngener, heutige Noack. Über 800 m und 400 m Hürden war die mehrmalige deutsche (Jugend-) Meisterin einst zu Hause, noch immer hält sie einen nationalen Rekord. 15 Jahre, nachdem sie ihre sportliche Laufbahn beendet hat. Ein Rückblick zum 40. Geburtstag, den sie am Donnerstag gefeiert hat.

Fünf Länderkämpfe bestritt Simone Büngener (im Bild rechts) hier 1982 über 800 m beim Länderkampf gegen Polen und die Niederlande in Frankfurt. Zudem war die gebürtige Wittenerin bei der ersten Frauen-WM 1980 in Sittard (NL) über 400 Meter Hürden dabei und Fünfte der Hallen-EM über 800 Meter 1980. Fotos (3): privatDoppelsieg: Bei der Juniren-DM 1982 in Oldenburg gewann Simone Büngener binnen einer Stunde zwei Titel: erst den über 400 m Hürden (57,40 sec, ihre Bestzeit). Zum Sieg über 1500 m (4:18,69 min) dann lief sie "wie auf einer Wolke".

Alles begann mit einem Rennen im Wullenstadion. Zwölf Jahre alt war Simone Büngener, als sie ihren ersten Leichtathletik-Wettkampf bestritt (zuvor hatte sie es ein wenig mit Rhythmischer Sportgymnastik und Basketball probiert). 600 Meter rannte sie an jenem Sommertag im Jahre 1974 und verfehlte mit 2:00,4 Minuten die damalige Stadt-Bestzeit nur knapp. Der Vater versprach ihr danach eine Sporttasche für eine Verbesserung des Rekordes. Was ihr schon im nächsten 600-Meter-Rennen gelang . . .

Bald darauf machte der Papa seiner Simone keine Rekordgeschenke mehr. Woran er vermutlich auch besser tat, denn mit der sportlichen Entwicklung der Tochter, die "Spaß an der Leistung" fand, ging es in den ersten Jahren "immer nur hoch". Zunächst trainiert von Reinhold Hundt, später von Manfred Noack, ihrem heutigen Mann, lief Simone Büngener bereits in jungen Jahren Rekorde, sammelte Titel um Titel. Allein neunmal wurde sie deutsche Meisterin, erstmals 1978 über 800 Meter. Satt unter 2:10 Minuten rannte die damals 16-Jährige zu jenem Zeitpunkt die doppelte Stadionrunde, Simone Büngeners Bestzeit über diese Strecke steht bei 2:01,69 Minuten, gelaufen beim "Internationalen" in Koblenz 1982.

Es war das Rennen, von dem sie heute sagt, damals habe sie die Chance für eine Zeit unter zwei Minuten verpasst. Es war das Jahr, in dem sie Deutsche Juniorinnen-Doppelmeisterin wurde über 400 Meter Hürden und 1500 Meter und gemeinsam mit Birgit Schmidt und ihrer zweieinhalb Jahre älteren Schwester Bettina deutsche Meisterin mit der 3 x 800-Meter-Staffel der SU Annen.

Danach, sagt Simone Büngener rückblickend, war sportlich "die Luft raus ". Danach, denkt sie heute, "hätte ich gut aufhören können". Doch damals, mit gerade mal 20 Jahren, machte sie weiter. Hoffte, vielleicht, darauf, dass es weiter so hoch ging wie in Jugendjahren. Und träumte, vielleicht, vom ganz großen, vom internationalen Durchbruch. Doch der ganz große, der internationale Durchbruch kam nicht. Nicht 1983, als Simone Büngener mit der SU Annen erneut deutsche 3 x 800-Meter-Meisterin wurde. Und nicht, als sie im Jahr darauf zum ASV Köln wechselte und ihr mit Brigitte Kraus und Roswitha Gerdes Gleiches gelang in bis heute gültiger Rekordzeit von 6:08,12 Minuten.

Drei weitere nicht allzu erfolgreiche sportliche Jahre beim TV Wattenscheid hängte Simone Büngener noch dran. Bei den Westfalenmeisterschaften am 20. Juni 1987 in Recklinghausen schließlich lief sie als 400-Meter-Hürden-Siegerin ihr letztes Rennen.

Die ersten drei Jahre danach rannte sie "keinen Schritt". Sie setzte mit ihrem Mann in Wuppertal ein Haus von 1899 in Stand. Und als die gelernte Bankkauffrau zeitlich etwas Abstand vom Leistungssport gewonnen und gerade wieder angefangen hatte, ein wenig zu joggen, wurde sie schwanger.

Drei Söhne Lars (11), Lennart (4) und Tjark (17 Monate) hat Simone Büngener heute, fürs Laufen fehlt ihr so vor allem die Zeit. Und, vielleicht, auch die Lust? Nun: Vor einiger Zeit, gesteht sie, habe sie mal in der Deutschen Bestenliste der Senioren (der über 30-Jährigen) geblättert. Und wie sie so erzählt davon; und davon, was sie sich mit ein wenig Training über 800 Meter wohl heute noch zutrauen würde, da ahnt man: So ab und an juckt´s.

Von Sabine Pütz  ©

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