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Meldung
 24.03.16
 


 

Run like the wind - Marathon auf der Insel Föhr
Bericht von Andrea Halbe

Am Start hat mich Daniel Zeppa angesprochen. Wie immer hatte ich auf meinem Handrücken Notizen aufgeschrieben. Daniel sah dies und fragte mich, ob das die Zeiten seien, die ich laufen möchte. Ich musste schmunzeln und antwortete spontan: "Nee, das sind die Kilometer, wo ein Klo steht, denn so viele gibt es bei dem Lauf nicht." Ein lautes Lachen war die Antwort darauf.

In den letzten Tagen war es ungewöhnlich windstill auf der Insel. Beim Wyker Lauftreff meinten die Einheimischen, so etwas gab es bis jetzt noch nie beim Marathon. Leider auch diesmal nicht. Heute war der erste Tag seit langem mit extrem starken NW-Wind.

Beim Start wetzte ich los, die ersten km waren sehr entspannt. Es ging am Südstrand entlang, wo wir Rückenwind hatten, danach kamen wir zum Hauptort Wyk, wo sich viel Publikum befand, das uns toll anfeuerte. Die Enspannung nahm spontan bei km 7 ab. Wir waren am Hafen angekommen, am Restaurant Klein Helgoland, um die Ecke herum kam dann der Wind von vorne. Bei km 10 hatte ich schon Wackelpudding in den Beinen, der Wind war einfach unglaublich. Ich wusste, dass sich bis km 15 nicht viel ändern wird, denn die km am Deich entlang sind immer sehr windanfällig. Die Einheimischen hatten mir noch gesagt, dass ab km 15, wenn es vom Deich wieder herunter geht, der Wind noch schlimmer wird, da er von vorne kommt und keine Bäume oder Sträucher den Wind abschwächen kann. Aber dieses Stück fand ich gar nicht so schlimm.

Bis km 21 kam ich relativ gut durch, leider tat mir allerdings meine Hüfte schon sehr weh. Schon seit Monaten konnte ich aufgrund dieser Probleme nicht gut trainieren. Ab und zu musste ich das Training abbrechen und ein paar Tage pausieren.

Der ständige starke Wind von vorne war für mich einfach tödlich. Ich habe immer versucht, den Oberkörper aufrecht zu halten, um die Hüfte zu schonen, aber bei einem so starken Wind knickt man automatisch immer wieder nach vorne ein.

Das Motto des Marathon war „Run like the wind". Passender wäre gewesen „Run against the wind". Ab Halbmarathon wurde es ziemlich einsam, da ich eher zu den langsamen Läufern gehöre. Kilometerlang sah ich keinen Läufer mehr. Ich versuchte einfach abzuschalten und die Kilometer herunter zu spulen. Ich wusste, dass später auch noch mal Rückenwind kommt und ich einfach durchhalten muss.

Bei km 30 sah ich Niklas, den jüngsten Marathonteilnehmer heute. Ich hatte ihn einen Tag vorher im Bus kennengelernt, als wir die Startunterlagen abholten. Am Start hatte er mir schon erzählt, dass er beim Training oft starke Knieprobleme hatte und dass schon jetzt am Start seine Knie weh taten. Ich wollte ihm ein wenig Hoffnung machen, da es ja auch sein erster Marathon war, und sagte zu ihm, das geht schon, die Knie laufen sich ein. Du wirst sehen, das geht schon. Jetzt, wo wir noch gute 12 km vor uns hatten, munterte ich ihn auf, dass er wenigstens noch 900 m weiter laufen soll, da dort eine Verpflegungsstelle kommt und er sich dort erst einmal stärken kann. Gesagt, getan. Am Verpflegungsstand meinte Niklas zum einheimischen Feuerwehrmann: „ Ich kann nicht mehr, meine Knie tun weh." Der Norddeutsche antwortete nur trocken: "Ja und was sollen wir jetzt tun, sollen wir Dich jetzt operieren?" Ich musste schmunzeln.

Den nächsten Abschnitt fand ich besonders schwer. Wind mal wieder von vorne, freie Felder, kein Mensch weit und breit zu sehen. Ich munterte mich selber auf, indem ich mir sagte, jetzt sind es ja nur 4,1 km bis zum nächsten Verpflegungsstand und dann kommt das Goting-Kliff mit Rückenwind. An der Verpflegungsstelle angekommen, war ich erst erleichtert. Eine Helferin meinte, dass ich das Schlimmste jetzt überstanden hätte und kein Wind mehr von vorne komme, nur noch von der Seite und von hinten. Das war gelogen. Vor allem bei km 37 und 38 blies der Wind heftig von vorne. Egal, dachte ich, nur nicht aufgeben und nicht anfangen zu gehen. Bei km 40 sah ich eine Helferin vom Wyker LT, wir schnackten kurz, aber dann hatte ich es doch eilig. Ab km 30 hatte ich mir die Bananen und die Cola hineingekippt, was mir half, aber mein Magen fand dies nicht so toll. Bei km 41 war ich in Alkersum angekommen, jetzt war es nur noch ein km bis Midlum, dem Start-und Zielort.

Die letzte Kurve zum Ziel und ich bekam Flügel und gab noch einmal Gas. Im Ziel angekommen war ich einfach nur glücklich. Dieser Marathon war definitv einer der schwersten, den ich gelaufen bin. Der Laufgott hatte es uns nicht leicht gemacht, indem er den Wind anstellte. Später im Ziel sah ich noch einmal Niklas, der es mit Hängen und Würgen noch irgendwie ins Ziel geschafft hatte. Er bekam bei seiner ersten Marathonzielüberquerung das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Ich freute mich für ihn, dass er angekommen war, denn der erste Marathon ist immer etwas besonderes. Allerdings bemerkte er noch, dass seine Knie sich nicht eingelaufen hatten und lachte.
Wir fuhren anschließend wieder gemeinsam mit dem Bus nach Wyk. Mann, war das wieder ein Lauf, alles war wieder dabei, Freude, Spaß, aber auch Kampf und Schmerzen.

 







 

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