Von Andrea Halbe (LT Stockum)
Halbmarathon am Baldeney-See
Schon vor Wochen hatte ich mir vorgenommen, beim Essener Blumensaat-
Gedächtnislauf den Halbmarathon zu laufen. Leider ging es mir in den
letzten 2 Wochen beim Training nicht so gut, so dass ich mich vor dem
Lauf schon fast von einer Zeit unter 2 Stunden verabschiedet hatte. Mein
letzter längerer Volkslauf lag inzwischen auch schon 4 Jahre zurück.
Die Organisation des Veranstalter funktioniert sehr gut. Die Läufer, die
von Norden mit dem Auto zum Lauf fuhren, wurden an einer
Hauptverkehrsstrasse abgefangen und mit einem Shuttle-Bus zur Sporthalle
gefahren. In der Halle konnte man seine Sporttasche zum Aufbewahren
abgeben, so dass man beruhigt sich dann auf den Lauf vorbereiten konnte;
wirklich alles gut durchdacht.
Beim Einlaufen stellte ich fest, dass ich mich doch zu warm angezogen
hatte. Der von mir erwartete kalte Wind war am Baldeneysee nicht
vorhanden. Egal, da muß ich dann durch, dachte ich.
Der
Halbmarathon wurde pünktlich um 14:05 Uhr gestartet. Es handelt sich um
eine Wendepunktstrecke, die die Läufer 2mal durchlaufen müssen. Bei
Kilometer 4 kam mir der 1. Läufer schon entgegen. Da meine Laufzeiten
meistens nur mittelmäßig sind, schaue ich mir gerne die schnellen Läufer
und Läuferinnen an, die oftmals einen sehr perfekten und schönen
Laufstil besitzen. Bei der ersten Wende war ich noch sehr optimistisch.
Ich hatte extra für diesen Lauf meine neuen Laufschuhe angezogen, die
noch eine gute Dämpfung besaßen. Der Lauf fand komplett auf Asphalt
statt. Da ich fast ausschließlich nur auf Waldboden trainiert hatte,
sollte man diesen Faktor des Laufuntergrundes nicht unterschätzen, was
ich später schmerzhaft zu spüren bekam.
Die 2. Wende befand sich dann im Startbereich. Auch da war noch alles
OK.
Bei Km 13 fingen bei mir dann allerdings schon die Probleme an. Die
Beine waren unheimlich schwer und die Oberschenkel fingen an zu
schmerzen, da ich das „Asphaltlaufen“ wohl nicht gewohnt war. „Mist,
noch 8 Kilometer, die ich durchhalten muß, aber erst mal bis zur
nächsten Wende weiterlaufen“, so versuchte ich mir selber Mut
zuzusprechen. Bei ungefähr Kilometer 15 war eine Versorgungsstelle. Ich
hatte wie immer zwar meine 5 kleinen Trinkflaschen dabei, aber eine
kleine Pause kann nicht schaden. Ich nahm zuerst einen Trinkbecher mit
warmem Wasser und dann ein warmes Isogetränk und spülte zum Schluß noch
einmal das warme Wasser hinterher. Beim Trinken walkte ich
ausnahmsweise. Ich achte normalerweise immer darauf, dass ich nicht
aufhöre zu laufen beim Trinken, aber ich war einfach zu K.O.
Hinter mir ging es einer Läuferin der Goetheschule ähnlich. Sie
unterhielt sich mit ihrem Laufpartner. Der Mitläufer meinte, dass die
Zeit, die sie jetzt durch das Trinken verlieren, später wieder
herauslaufen. Diesen positiven Gedanken nahm ich auf und versuchte nun,
ein bisschen schneller wieder zu werden. Denn meine eigene Zeitvorgabe,
unter 2 Stunden, war noch möglich, auch wenn ich zwischendurch nicht
mehr daran geglaubt hatte. Bei Kilometer 18 stand eine Zuschauerin, die
jeden Läufer mit Applaus bedachte, was ich unheimlich nett fand. Denn es
tut gut, aufgemuntert zu werden, vor allem wenn man schon so K.O. ist.
Die letzten Kilometer versuchte ich auf meine Atmung zu achten, dies
mache ich immer, wenn ich eigentlich nicht mehr kann, um mich
abzulenken. So schaffe ich es dann auch noch weiter zu laufen, auch wenn
mein Körper nicht mehr willig ist. Denn laufen ist nicht zuletzt eine
Kopfsache. Der Kopf kann bei mir meistens mehr leisten, als mein Körper
zulassen kann. Allerdings muß ich schon auch gucken, dass ich nicht die
natürliche Grenze überschreite, denn ich möchte noch ein paar Jahre
laufen und Verletzungen durch übertriebenen Ehrgeiz vermeiden.
Bei Kilometer 20 wußte ich, dass ich das Ziel erreichen würde. Bei
Volksläufen vermeide ich immer, während des Laufens auf die Zeit zu
gucken, um nicht zu schnell zu laufen, allerdings waren die Uhren bei
den Wendepunkten so groß, das es sich diesmal nicht vermeiden ließ. Das
hatte den Nachteil, dass ich mich zu sehr unter Druck setzte. Die Brücke
im Zielbereich ist schon von weiten
zu
sehen und die noch zu laufende Strecke nicht zu unterschätzen.
Nach 1:58 war dann die Qual zu Ende. Beine schwer wie Blei, Lunge extrem
ausgepumpt, und selbst die Arme konnte ich noch kaum ausstrecken, aber
mein Ziel hatte ich geschafft: Unter 2 Stunden ins Ziel. Nächstes Mal
werde ich vielleicht doch vor so einem Lauf mehr auf Asphalt trainieren.
Man lernt nie aus, und das, finde ich, ist beim Laufen so schön.
Andrea Halbe
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