TT-TGW: Stephan Seidel knackt die 2:35h-Grenze
Stephan
Seidel zählt zu den Leistungsträgern des Triathlon TEAM TG Witten. Doch
nicht nur als Triathlet weiss der Ligastarter und Hawaii-Finisher zu
überzeugen. Auch als Laufspezialist ist der 35-jährige eine Klasse für
sich wie er erst kürzlich beim Frankfurt-Marathon eindrucksvoll unter
Beweis gestellt hat. In 2:33:17h erreichte Stephan die Ziellinie und
wurde damit Neunter seiner Altersklasse in dem hochkarätig besetzten
Starterfeld, das nach Berlin derzeit als das stärkste Starterfeld in
Deutschland gilt.
Hier ist Stephans Erlebnisbericht vom erfolgreichsten Lauf des Jahres:
Anfang August 2010 habe ich mich entschieden meine Wettkampfsaison über
den August und damit die Triathlon-Wettkämpfe in der NRW-Liga hinaus zu
verlängern und einen Marathon ohne Vorbelastung zu laufen. Das Ziel
sollte anspruchsvoll aber auch machbar sein, weshalb ich mich im Vorfeld
intensiv mit Trainingsmethoden und Leistungsansprüchen
auseinandergesetzt habe. Erfahrungen zur Marathonvorbereitung hatte ich
bis dato nur von meiner Ironman-Vorbereitung, wo das Training jedoch
völlig anders aufgebaut wird. Mein persönliches Ziel für Frankfurt war
eine Zielzeit von unter 2:35h, und auf dieser Basis habe ich mein
Training aufgebaut.
Insbesondere die letzten acht Wochen vor dem Start waren für mich hart,
körperlich aber auch mental. Sechs Tage pro Woche laufen, Wochenumfänge
von 100 bis 140 km mit jeweils 2 Tempoeinheiten und einem 35km-Lauf mit
Endbeschleunigung am Samstag waren für mich eine enorme Herausforderung.
Aber der Trainingserfolg stellte sich ein! Bereits beim
Halbmarathon-Testlauf in Köln vier Wochen vor dem Frankfurt-Marathon war
die Zeit vielversprechend: 1:12:38h und damit neue persönliche Bestzeit,
über eine Minute schneller als bislang!
Der Wettkampftag: die Bedingungen in Frankfurt waren für mich optimal,
wenig Wind, kein Regen und 16°C da ich es am liebsten richtig warm mag,
war ich mit den Bedingungen für Ende Oktober mehr als zufrieden. Um
10.00 Uhr war der Start des sehr gut besetzten Marathons. Rund 50
afrikanische Läuferinnen und Läufer und einige starke Europäer standen
unmittelbar vor mir in einem separaten Block. Meine Taktik lautete, bis
Kilometer 15 etwas langsamer als die Durchschnittszeit (3:40 min)
anzugehen, dann das Tempo bis Kilometer 30 erhöhen und die letzten
Kilometer wieder im 3:40min/km-Tempo durchzuhalten das würde am Ende
eine Zeit von etwas 2:35 h ergeben.
Da ich mich bei Kilometer 30 noch richtig gut fühlte, habe ich auf Risko
gesetzt und wollte möglichst lange im 3:35 min/km weiterlaufen.
Natürlich war mir klar, dass ich dafür ggf. auch bei Kilometer 38 böse
einbrechen konnte und dann ggf. sogar meine 2:35h Endzeit auf dem Spiel
stehen konnte.
Ab Kilometer 37 wurde es richtig hart, und ich musste mich permanent
antreiben, um nicht langsamer zu werden. Das Tempo konnte ich zum Glück
immer noch hochhalten. Da ich dann merkte, dass eine Zeit von 2:33h
möglich war, habe ich auf den letzten zwei Kilometer nochmal alles
mobilisiert wer weiß, wann ich mal wieder einen reinen Marathon laufen
werde, dachte ich.
Der letzte Kilometer zog sich wie Kaugummi - zumindest kommt einem das
so vor, wenn man am Ende seiner Kräfte angelangt ist. Es geht dann nur
noch um die Willenskraft, die einen ins Ziel treibt, ohne vorher zu
gehen oder gar stehenzubleiben. Im Ziel kam dann die Bestätigung:
2:33:17h.
In dem kommenden Wochen wird jetzt das Training runtergefahren, um dann
Anfang Dezember in die Vorbereitung auf die neue Triathlon-Saison
einzusteigen.
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