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25. London-Marathon, 17.04.2005
Bericht von Claus Tröbliger
 








 

Phantastisch, unbeschreiblich, phänomenal -
so oder ähnlich lautet immer das Fazit von Teilnehmern beim London-Marathon.

Dieses Attribut kommt einem Läufer immer relativ leicht über die Lippen, wenn er eine persönliche Bestzeit gelaufen ist oder mit seinem Lauf einfach nur zufrieden war. Diese Wertschätzung des London-Marathons gilt aber auch, wenn es einmal nicht so gut gelaufen ist, wie nachstehender Bericht hoffentlich aufzeigen kann.

Mit dem Ziel, eine Zeit unter 3:40 h zu laufen (wenn ich ehrlich bin, hatte ich insgeheim auch mit einer „sub 3:30“ gerechnet), machte ich mich Samstag auf den Weg nach London. Meine Frau und mein dreijähriger Sohn begleiteten mich zum Frankfurter Flughafen und wünschten mir alles Gute. An dieser Stelle auch mal herzlichen Dank dafür, insbesondere aber für die Unterstützung in der Vorbereitungszeit.

Nachdem ich in London angekommen war, ging es mit der U-Bahn direkt in das in Bayswater (nähe Hyde-Park) gelegene Hotel und danach auf die Marathonmesse, die im Excel Exhibition Centre stattfand. Wenn man Frankfurt als „den Marathon der kurzen Wege“ bezeichnet, darf man London getrost mit dem Titel „Marathon der langen Wege“ versehen.

Die Startnummernausgabe für „Overseas“ verlief problemlos, obwohl in der „rush hour“ die Messe total überfüllt war. Auch die Pasta-Party war schon eine Stunde vor Schließung der Messehalle „sold out“. Ein eher schwaches Bild, wenn man Vergleiche zum Konkurrenten Berlin-Marathon zieht.

Den Abend verbrachte ich in einigen Pubs in Notting Hill bei „fast food“ und englischem Bier. Wahrscheinlich der erste Fehler in bezug auf den morgigen Tag, denn das Aufladen der Kohlehydratspeicher gehört ja eigentlich zum Pflichtprogramm für Marathonis.

Am nächsten Morgen ging es sehr früh los: Der Start ist außerhalb der City of London, nämlich im Greenwich Park - einer sanften Hügellandschaft wie es im Reiseführer stand – und am besten mit dem Zug erreichbar. Der Tipp, die erste Station „Charing Cross“ zu nehmen, war Gold wert, denn hier war der Zug noch leer. Bei den nächsten Zusteigebahnhöfen „Waterloo East“ und „London Bridge“ sollte sich dieser Zustand geradezu ins Gegenteil verkehren. Es erinnerte mehr an einen Viehtransport, so eingepfercht standen die Läuferinnen und Läufer. An der Station „Greenwich“ hieß es aussteigen und ca. 20 Minuten zu Fuß in den jeweiligen Startbereich zu gehen.

Da in London mehr als 40.000 Teilnehmer an den Start gehen, ist dieser in drei Farben unterteilt: rot, blau und grün. Nach ca. 5 km werden die drei Strecken zusammengeführt, um das Feld etwas zu entzerren.

Die Startbereiche sind mit Umkleidezelten, Getränkestationen, Toilettenwagen und Kleiderbeutelabgabe hervorragend organisiert. Ebenso die Startboxen, wo absolut streng kontrolliert wird. Läufer, die sich in einen schnelleren Block reinmogeln wollen, werden höflich aber bestimmt abgewiesen.

Die Stimmung vor dem Start war bestens, viele kostümierte Läufer waren zu beobachten, und die Zeit bis zum Start verging wie im Flug. Schon jetzt war es sehr warm. Der Sprecher sprach von sehr schönem Wetter zwischen 15 und 20°c. Ideal für die Zuschauer, aber nicht unbedingt mein Traumwetter, um einen Marathon zu laufen.

Kurz vor dem Start werden die Startblocks zusammen-geschoben, und es geht durch ein Parktor nach links an den Start. Pünktlich um 9.45 Uhr ertönt die Startsirene. Londons Strecke gilt als „flat and fast“, auf den ersten drei Meilen kann ich dies absolut nicht bestätigen. Ein ständiges Auf und Ab zehrt schon zu Beginn des Marathons an den Kräften und lässt so keinen flüssigen Laufrhythmus aufkommen.

Ungefähr nach drei Meilen treffen die Reds auf die Blues & Greens, was mit heftigen Buhrufen von beiden Läufergruppen quittiert wird. Jede Straßenseite stimmt den Londoner Schlachtruf „ogi - ogi - ogi“ - „oi - oi - oi“ an. Die „Blues“ waren heute eindeutig lauter, das muss man als „Red“ neidlos anerkennen.

Ein kurzer Blick auf die Uhr: 5er Schnitt oder besser 8:00 min/Meile, alles im grünen Bereich. Das erste Highlight bei Meile 6: Die Umrundung des Teeklippers Cutty Sark. Die Zuschauermassen, die uns Läufer hier anfeuern, lassen Gänsehautfeeling aufkommen. Aber schon jetzt, also nach knapp 10 km, sind die Beine nicht mehr ganz frisch. Nichts-destotrotz wird weiterhin das 8er-Meilentempo durchgezogen.

Das Highlight des ganzen Laufes ist m.E. genau bei km 20: die Überquerung der Tower-Bridge. Was hier abgeht kann, man nicht beschreiben, man muss es selbst erleben. Die BBC ist live dabei und interviewt einzelne Läufer. Tausende von Zuschauern - man sollte sie besser als Fans bezeichnen - stehen in 10er Reihen dicht gedrängt an den Strassen und veranstalten ein Höllenspektakel.

Halbmarathon in 1:44 h, für heute deutlich zu schnell, wie sich kurze Zeit später noch rausstellen sollte.

Der größte Moment für mich spielte sich zwischen Meile 12 und 13 ab: Der Hubschrauber mit dem Führungsfahrzeug tauchte auf und auf einmal kam die Spitze mit Paul Tergat & Co. dem Massefeld zwischen Meile 21 und 22 entgegen. Ich brüllte ein kräftiges „Gooooooo“ den Weltklasseläufern, die vielleicht ein zwei Meter von mir entfernt waren, entgegen. Masse trifft Klasse, das gibt es nur in London.

Eigentlich könnte ich meinen Bericht hier beenden, denn mein eigentlicher Lauf war bei Meile 15 schon beendet. Blöd war nur, dass noch über 9 Meilen zu laufen waren. 3:30 h kann ich auch noch im Herbst laufen, Hauptsache Bestzeit von 3:40 h. Alle Pläne mussten auf den verbleibenden Meilen revidiert werden. An jeder Meile musste ich einen Getränkestopp einlegen und einige hundert Meter trinkend zu Fuß gehen. So viel musste ich noch nie bei einem Marathon an Flüssigkeit aufnehmen. War es die fehlende Verpflegung in Form von Bananen oder Energieriegeln, waren es die hohen Temperaturen, fehlender Biss, falsche Vorbereitung oder hatte ich einfach nur einen schlechten Tag? Vielleicht ein Mix aus allem.

So beschloss ich, die verbleibenden Meilen nur noch zu genießen, sofern man dies bei einem Marathon überhaupt kann. Am Canary Wharf Tower, dem höchsten Gebäude Englands, rechnete ich mir aus, dass es auf alle Fälle für unter 4 Stunden reichen wird. Nunmehr also mit 6er Schnitt joggend, ging es am London Eye (Riesenrad und neues Wahrzeichen Londons) vorbei, Richtung Big Ben, Westminster Abbey, am Buckingham Palace vorbei. Letzte Kurve, da war auch schon das Ziel: 3:54 h, na ja was soll’s.

Ein toller Marathon mit einer für mich schwachen Zeit war zuende. Ein Marathon, der mich wieder durch alle Höhen und Tiefen geführt hat. Doch wie heißt es frei nach Sepp Herberger? Nach dem Marathon ist vor dem Marathon.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die vorbildliche Betreuung nach dem Zieleinlauf. Sofort nach dem Entfernen des Leihchips bekommt man die sehr schöne Medaille umgehängt. Jeder Läufer wird mit Applaus und herzlichen Worten zu seiner Leistung beglückwünscht. Ebenso ob alles in Ordnung sei oder ob man medizinische Hilfe benötige. Der „goodie-bag“ mit der Zielverpflegung ist ausreichend und die Kleiderbeutelausgabe geht rasend schnell. Lediglich das Durchkämpfen bei den „Familientreffpunktsammelstellen“ und den doch weiten Fußmarsch zur nächsten U-Bahn-Station empfand ich als lästig.

Zwei Tage danach überwiegt nun die positive Stimmung eines phantastischen Marathonwochenendes, das ich auf keinen Fall missen möchte. Wie sagte doch ein österreichischer Lauffreund: Das Feeling ist wichtiger als die Zeit. Direkt nach Zieleinlauf wäre ich mit dieser Aussage nicht einverstanden gewesen. Heute weiß ich, wie recht er hatte.

Auch verstehe ich erst jetzt, warum sich mehr als 100.000 Läufer für diesen City-Marathon bewerben. Wer Berlin oder Köln gelaufen ist, denkt diese Veranstaltungen sind von der Atmosphäre und der Stimmung am Straßenrand nicht zu toppen. London jedoch übertrifft sie alle!

Übrigens, dem guten Paul Tergat erging es auch nicht viel besser. Als Topfavorit gehandelt wurde er mit einer 2:11.38 h nur Achter, ebenso konnte der Vorjahressieger Evans Rutto mit seinem zehnten Platz (2:12:49 h) nicht zufrieden sein. Besser machte es da schon der Sieger Martin Lel aus Kenia, der den Jubiläumsmarathon souverän in 2:07:26 h gewann.

Bei den Frauen ist Paula Radcliffe natürlich das Maß aller Dinge. Sie siegte mit fast fünf Minuten Vorsprung in 2:17:42 h. Bemerkenswert finde ich, dass sie der Drittplazierten Susan Chepkemei mehr als sechs Minuten abnahm, in New York waren es vergangenes Jahr nur vier Sekunden.


19. April 2005 – Claus Tröbliger

 

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