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WAZ Witten 05. Mai 2008
Der Wüstenkönig
Der Wittener Tim Aepfelbach durchläuft in sechs Tagen fast 250 Kilometer
der Wüste Sahara. Der "laufverrückte" Finanzberater hat noch lange nicht
genug: Nun soll's auf die Zugspitze gehen.
Fast 250 Kilometer durch die Wüste, 45 Grad, kein Schatten, das Ganze mit 15
Kilogramm Gepäck auf dem Rücken. Was klingt wie die Grundausbildung bei der
Fremdenlegion ist in Wirklichkeit ein sportlicher Wettkampf. Der "Marathon
des sables" durch die Sahara in Süd-Marokko ist weltweit eine der größten
Lauf-Herausforderungen. Der Wittener Tim Aepfelbach hat sie gemeistert.
Was für ein Verrückter - dies war die häufigste Reaktion, als sich Aepfelbach
vor gut eineinhalb Jahren entschloss am "Wüstenmarathon" teilzunehmen. "Aber
diesen Gedanken darf man nicht zulassen, wenn man es schaffen will", sagt der
35-Jährige. Er wollte. Und machte sich deshalb auf die beschwerliche Reise
durch Sand und Hitze. "Es war den Spaß wert", sagt Aepfelbach nach exakt
245,3 gelaufenen Kilometern für die er netto mehr als zwei Tage am Stück lief
(48:22 Stunden).
In Erg Chebbi begann das Abenteuer für den gebürtigen Rheinländer und rund
800 Mitstreiter aus der ganzen Welt. Aepfelbach war einer von wenigen
Deutschen, in anderen Ländern ist das Wüstenrennen hingegen längst Kult. "In
Großbritannien sind die Startplätze bis 2011 ausgebucht."
Sechs Etappen warteten auf die Extremsportler, die längste über 75 Kilometer.
"Das ist nicht nur durch Ausdauer zu schaffen. Die geistige Einstellung macht
viel aus." Während des Laufs durch karge Wüstenlandschaft machte sein Körper
größte Strapazen durch. Nach wenigen Tagen schmerzten die Füße in den extra
zwei Nummern größer gekauften Schuhen. Später gesellte sich der Rücken dazu,
aufgerieben durch den Rucksack voller Proviant, Ausrüstung und
Wasser-Reserven.
"Das Gepäck habe ich unterschätzt", meint Aepfelbach rückblickend. "Ans
Aufgeben habe ich aber zu keinem Zeitpunkt gedacht." Pünktlich zum
Sonnenaufgang sei die Lust zum Laufen wieder da gewesen. "Trotz der Schmerzen
ging es immer wieder."
Letztlich erreichten 640 der 800 Starter die Zieletappe in Tarrazine - ein
guter Schnitt für den Extrem-Marathon, bei dem im vergangenen Jahr ein
Teilnehmer ums Leben kam. Denn natürlich ist eine solche Belastung ein
Risiko, insbesondere ohne eine gute Vorbereitung. Aepfelbach trainierte über
ein Jahr lang intensiv, um seine Gesundheit durch das Abenteuer nicht zu
gefährden. Die französischen Veranstalter der Wüsten-Tour taten wie immer
alles dafür, die Starter so gut wie möglich zu versorgen. Ärzte begleiteten
die Läufer als so genannte "Doc-Trotter" im Jeep oder Hubschrauber. Alle zehn
Kilometer waren Zwischenstopps eingerichtet. "Es ist vergleichbar mit der
Rallye Paris-Dakar", sagt der Wahl-Wittener.
Seit drei Jahren wohnt Aepfelbach gemeinsam mit seiner Verlobten Nancy in der
"Läuferstadt" an der Ruhr. "Hier gibt es ein gutes Miteinander und zugleich
auch viel Ansporn durch Konkurrenz", sagt er. Laufen ist für ihn seit fast 20
Jahren mindestens das halbe Leben. Anfangs nur als Begleitung zur
Judo-Karriere in Rheinbach bei Bonn, entdeckte er immer mehr den Kick der
langen Distanzen. Der "Iron-Man" in Frankfurt, die "100 Kilometer von Biel"
oder der "Strongman" - Aepfelbachs Ausdauer geht längst über 42,195 Kilometer
hinaus. "Es macht dann Spaß, wenn du merkst, dass du es auch durchhältst",
sagt er. Und deshalb soll der Wüsten-Marathon längst nicht die letzte extreme
Herausforderung gewesen sein, der sich der Hobby-Athlet stellt. Im Juli
wartet die Zugspitze. "Dazu haben mich Kollegen aus meinem Wittener Lauftreff
überredet". So wird Aepfelbach zur Wittener Delegation gehören, die sich auch
in diesem Jahr 16,1 Kilometer durch die Alpen kämpft.
Am 8. August steht dann ein "Abenteuer" ganz besonderer Art an. Der
35-Jährige heiratet seine zwei Jahre jüngere Lebensgefährtin Nancy. Und was
wird der frisch gebackene Ehegatte an seinem ersten Tag mit Trauring am
Finger machen? Laufen natürlich. "Die Hochzeitsgesellschaft läuft am 9.
August im Fredenbaumpark in Dortmund mit", berichtet Aepfelbach von seiner
Version, Familie und Lauf-Leidenschaft unter einen Hut zu bringen. Die
Ehefrau macht auch mit und läuft zehn Kilometer.
© WAZ Lokalredaktion Witten
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Tim Aepfelbach
Wittener in der Wüste
(Fotos: privat)
Links:
www.tim-aepfelbach.de
Marathon des Sables
Zugspitzlauf
Wittener beim Zugspitzlauf 2007
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