Mit Karte und Kompass durch den Wald
Witten. Das Ziel ist der
Weg. Der schnellste Weg von A nach B nach . . . Was nicht immer
der kürzeste ist. Doch Monika Depta weiß, worauf sie beim
Kartenlesen zu achten hat. Das bewies die Orientierungsläuferin
der SU Annen erst am Wochenende wieder, als sie in Dresden
Deutsche Vizemeisterin wurde. In der Eliteklasse.
Monika Depta als Siegerin des Wittener
Weihnachtslaufs 2002
(Foto: Uli Sauer)
"Wann wird Monika
Depta für die deutsche Nationalmannschaft laufen?" fragen
hiesige Orientierungslauf-Obere; und das nicht erst seit dem
erfolgreichen Rennen der 33-Jährigen in Dresden-Weixdorf. Dort,
auf dem schwierigen Parcours durch die "Dresdner Heide",
benötigte eine glückliche Monika Depta für die 14 km Luftlinie,
die 26 Punkte, die sie zwischen Start und Ziel in einer
festgelegten Reihenfolge ansteuern musste, 1:24:18 Stunden -
"bloß zwei, drei kleine Fehler hab´ ich gemacht". Nur
neun Sekunden Rückstand hatte Monika Depta am Ende auf die
Siegerin. Auf Karin Schmalfeld aus Halle, die
Weltranglistenzehnte.
Monika Depta wird im
Ranking der weltbesten Orientierungsläuferinnen zurzeit um Platz
60 geführt - als Polin. Zwar darf sie, weil sie seit fünf Jahren
in Deutschland lebt, bei den hiesigen nationalen Titelkämpfen
starten und Medaillen gewinnen - die Statuten der Orientierungsläufer,
sagt sie, lassen das zu. International indes vertritt die gebürtige
Danzigerin weiterhin ihr Heimatland. Besser gesagt: wieder.
159 Zentimeter klein, 43
Kilo leicht und eine Athletin voller Energie und Ausdauer.
Jahrelang hat die junge Frau mit polnischem Pass dafür gekämpft,
dass ihr Land sie international orientierungslaufen lässt. Bei
den Weltcup-Rennen. Bei Meisterschaften. Doch der polnische
Verband mochte Monika Depta seit ihrem Wegzug von Danzig nach
Bochum (der Liebe wegen) nicht mehr melden für internationale
Wettkämpfe. Sie wohne nun zu weit weg von Polen, hieß es. Dann
kam ein neuer Landestrainer, der Schwede Tobias Börger. Und
seither darf Monika Depta, geborene Bajer, international wieder für
Polen beweisen, was sie kann. Mit Karte, Kompass, Köpfchen und
schnellen wie ausdauernden Beinen.
Die Weltmeisterschaften
Anfang August in der Schweiz - und dort das Erreichen des Finales
der besten 30 - sind das Ziel der letztjährigen EM-Sechszehnten.
Dafür trainiert Monika Depta täglich. Meist mit Ehemann Peter
(38), in Dresden DM-Fünfter der über 35-Jährigen. Und oft im
Buchenholz in Witten ("Meine Lieblingsstrecke").
Nach Plänen der Polin
Agatha Porzycz gestalten die Deptas die Sportstunden. Rennen mal
ohne, oft mit Karte und Kompass durch die Natur. Einziges
"Problem": dass sie auf ihren Trainingsstrecken fast
schon jeden Bach, jeden im Weg stehenden Baum kennen. Im Wettkampf
nämlich erhalten Orientierungsläufer erst Sekunden vor dem Start
eine Art "Wanderkarte" - u. a. mit Höhenmetern, Wegen,
aber auch den während des Wettkampfes in festgelegter Reihenfolge
anzusteuernden Kontrollpunkten.
Zeit, da vorm Start lange
drauf zu gucken, sagt Monika Depta, habe man nicht. Frau auch
nicht.
Also gilt es sich für
Monika Depta im Wettkampf zu orientieren. Während sie läuft. "Fast
kein Unterschied" sei das gegenüber einem 10 000-Meter-Rennen,
scherzt die Vorjahressiegerin des Wittener Weihnachtslaufes. Warum
sie indes ausgerechnet Orientierungsläuferin geworden ist? Nun,
Zufall. Oder Schicksal? Vor 17 Jahren jedenfalls kam sie mit ihrer
Orientierungslauf-Trainerin Agatha Porzycz in Kontakt.
"Eigentlich", sagt Monika Depta und lacht, "wollte ich damals
einfach nur laufen . . ."
18.03.2003 © von Sabine Pütz |