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Lächelnd
ins Ziel: Nach 50 Kilometern und 3:49:01 Stunden
Laufen und Leiden freut sich Birgit Schönherr-Hölscher
(PV Triathlon) über ihren ersten Deutschen
Meistertitel.
Foto: privat |
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Witten. Noch nie
zuvor hat sie einen 50-Kilometer-Wettkampf absolviert, bei der
deutschen Meisterschaft in Bottrop startete Birgit
Schönherr-Hölscher in eine Premiere. Und das Rennen: Es lief.
Ja, die Athletin des PV Triathlon wurde am Ende sogar Deutsche
Meisterin.
Eigentlich war dieser
Start in Bottrop gar nicht geplant. Beim Frankfurt-Marathon
eine Woche zuvor hatte Birgit Schönherr-Hölscher laufen
wollen, zusammen mit ihrem Mann Mathias. Doch dann zog der
sich eine Verletzung zu, und alleine mochte die 35-Jährige
nicht in der Mainmetropole starten. Also meldete Mathias
Hölscher seine Frau für die 50-Kilometer-DM in Bottrop an, auf
den letzten Drücker. Obwohl Birgit Schönherr-Hölscher das im
Grunde gar nicht so recht wollte; sie, die von sich sagt: "Ich
bin doch bloß eine Hobbyläuferin."
Natürlich nicht den
Gesamtsieg in der Frauenkonkurrenz, ja, nicht mal einen
Treppchenplatz hatte sich die Wittenerin dementsprechend bei
diesen nationalen Titelkämpfen zugetraut, "ich hatte höchstens
gehofft, unter die ersten zehn zu kommen", sagt sie.
Doch dann lief es.
Lief so gut, dass Birgit Schönherr-Hölscher bereits bei
Kilometer acht die Führung übernahm, die Top-Favoritin,
100-Kilometer-Nationalmannschafts- mitglied Carmen Hildebrand
vom SSC Hanau-Rodenbach, indes noch lange Zeit in Hörweite.
Erst kurz vor der Marathon-Marke, an einem langen Anstieg,
schwanden der Konkurrentin merklich die Kräfte, und Birgit
Schönherr-Hölscher dachte: "Jetzt lauf, lauf, lauf." Und,
erstmals auch: "Du kannst das Rennen gewinnen." Nach 3:49:01
Stunden war sie schließlich tatsächlich als Erste im Ziel,
Carmen Hildebrand auf Platz zwei folgte fast vier Minuten
dahinter.
An eine
(inter)-nationale Ultra-Karriere mag Birgit Schönherr-Hölscher
dennoch (noch) nicht denken (obwohl einige DLV-Obere in
Bottrop schon mal bei ihr angefragt haben: Ob sie nicht 2004
in Berlin nun auch bei der 100-Kilometer-DM starten wolle, sie
hat gesagt: "Vielleicht.").
Sicher, die
PVT-Athletin hat bereits mehr als ein Dutzend Marathons
beendet, allein dieses Jahr sechs (den schnellsten in Hamburg
in 3:04:04 Stunden). Dazu ist die Mutter zweier Kinder im
Vorjahr beim legendären Rennsteig-Lauf über 76 Kilometer
gestartet (wo sie Sechste wurde) und diesen Sommer beim Mekka
der "Ultras" in Biel erstmals 100 Kilometer nonstop gelaufen,
in 9:16 Stunden (womit sie ebenfalls sechstschnellste Frau
war).
Natürlich macht
Birgit Schönherr-Hölscher das Langlaufen viel Spaß, natürlich
auch hat sie inzwischen bemerkt, dass sie anderen an
Ausdauertalent einiges voraus hat. Aber mehr . . .?
Birgit
Schönherr-Hölscher sagt, am liebsten laufe sie für sich, ganz
allein, und gerne langsam. "Eine Stunde im Wald ein bisschen
rumjoggen", gesteht die gelernte Sozial- und Heilpädagogin,
"das ist meine Lieblingseinheit." Warum sie dann dennoch immer
wieder diese Herausforderung sucht? Bei Marathons und mehr
gegen die Konkurrenz, gegen sich selbst und für gute Zeiten
läuft? Nun: Gute Wettkämpfe, sagt Birgit Schönherr-Hölscher,
gäben ihr "eine Menge Selbstvertrauen". Das Problem sei bloß,
dass dieses Gefühl nicht lange anhalte. Also müsse man wieder
laufen, laufen, laufen . . .rumjoggen, das ist meine
Lieblingseinheit.
05.11.2003 Von
Sabine Pütz |