TT-TGW: Bericht von Marius Güths. Erste Langdistanz beim Ironman
Emilia-Romana, Italien
Anreise am Donnerstag. Wir suchen die Startnummernausgabe und finden
irgendwann heraus, dass man dafür durchs Merchandisezelt muss –
wirklich clever. Abends zum „Welcome Banquet“. Erstes Ärgernis sind
die 22 € Eintritt für Begleiter. Im Gegenzug gibt es Wasser aus der
Plastikflasche und ein Stück kalte Lasagne.
Den nächsten Tag verbringe ich dann mit Materialeinchecken und
Ausruhen, während um einen herum gefühlt ein Trainingslager
stattfindet. Bis spät abends sieht man Athleten beim Schwimmen,
Radfahren oder Laufen. Ich gehe um 21:30 ins Bett und schlafe – zur
eigenen Verwunderung - direkt ein. Beim Aufstehen frage ich mich noch,
wann ich mich das letzte Mal um 5:00 morgens (nach dem Schlafen) zu
gut gefühlt habe und stehe um 7:45 nach einem Kleinkrieg mit den
gestellten Fahrradpumpen motiviert und relativ entspannt am Start.
Beim Schwimmen lasse ich es ganz entspannt angehen - und werde trotz
Rolling Start gefühlt durchgehend überholt. Nach 56:20 bei ruhiger See
(eigentlich doch ganz ok?!) bin ich wieder an Land ohne mich
nennenswert verausgabt zu haben. In der ellenlangen Wechselzone (etwas
mehr als 1km) läuft alles wunderbar. Nach 1h02‘ sitze ich auf dem Rad.
Alles im Plan.
Die Radstrecke ist übersichtlich. Es gibt zwei Runden, die bis auf
einen 3km lagen Anstieg völlig flach sind. Es bilden sich anfangs
natürlich immer wieder Gruppen. Ich habe mir vorgenommen stumpf den
eigenen Rhythmus zu fahren und lasse sie ziehen. Bei km 30 orientiere
ich mich das erste Mal an anderen und fahre mit denen mit – ist ja
schließlich noch gar nicht anstrengend.
Von jetzt an bin ich etwas schneller unterwegs. Allerdings leidet der
Rhythmus. Kommt man zu nah, muss man rausnehmen, ist man zu weit weg,
muss man investieren um wieder ranzukommen. So richtig hilfreich
scheint es nur zu sein, wenn man, wie einige Kollegen, einfach direkt
am Hinterrad des Vordermanns klebt. Am Berg nach ca. 50km fällt die
Gruppe dann auseinander. Der Rhythmus passt wieder. Nach der ersten
Radrunde bin ich genau beim angepeilten 36er Schnitt – alles gut.
Bei km 100 werde ich von 30 Mann überholt und das Spielchen fängt
wieder an – selber schuld, wenn man mitspielt - aber man ist ja schon
so weit gefahren, fühlt sich noch bestens und ist folglich
unbesiegbar. Bei km 120 greifen die Schiris bei den Hinterradfahrern
durch, sprengen das Grüppchen und einige biegen ins nächste
Penaltyzelt ab. Ich bin wieder alleine unterwegs und bei 140 km wird’s
dann doch etwas zäh – vielleicht bin ich doch nicht unzerstörbar?!
Ich zwinge mich locker zu fahren und lande irgendwann im
Autopilotmodus. Mal überhole ich jemanden, häufiger werde ich
überholt. Die rausgefahrenen 2-3 Minuten sind natürlich längst weg. Es
geht noch voran – aber es zieht sich irgendwie. Beim 180km-Schild, das
irgendwo mitten in der Pampa steht, realisiere ich, dass die beim
Briefing angekündigten „etwas mehr als 180km“ kein Witz waren. Nach
186km und 5h16‘ ist die Wechselzone in Cervia erreicht. Wie der Sieger
Andi Dreitz die Radstrecke genau 1 Std. schneller zurücklegt hat
(>43er Schnitt), ist mir ein absolutes Rätsel.
Rad schieben, Rad weg, Laufen, umziehen weiter.
Loslaufen geht so einigermaßen, aber gefühlt ist es mehr Joggen als
zügiges Laufen. Einen Mann mit Hammer treffe ich nirgends, so richtig
schnell geht’s aber auch nicht. An den Verpflegungsstellen investiere
ich ab der zweiten von vier Runden ein paar Sekunden mehr und komme
ohne größere Katastrophen durch. Die Laufzeit von 3h32' ist nicht
hitverdächtig, aber mit den kleinen Experimenten auf dem Rad schon ok.
Nach 9h56' bin ich im Ziel. Langsamer als angepeilt, aber nicht
unzufrieden.
Eigentlich nur weich und leer im Kopf. Die weiße Zeltplane ist
anscheinend recht interessant. Die nächsten 15min gucke ich auf jeden
Fall nichts anderes an. Wieder Aufstehen fällt dann doch schwer.
Die 15 € für die Gravur auf meiner Finishermedallie schenke ich mir
und bin froh, als ich im Hotel auf dem Bett liege. Erst am nächsten
Morgen gucke ich nach, wo ich eigentlich gelandet bin. Die Leistung
hat für einen 177. Gesamtplatz (bzw. wen es interessiert 24. Platz in
der AK 25) gereicht – es herrscht anscheinend ein recht ordentliches
Niveau bei diesen Ironmans.
Die 22 € Eintritt, die für Nicht-Teilnehmer für die Siegerehrung(!)
verlangt werden, sparen wir uns, mangels eigener Ehrung. Ich habe noch
nirgends erlebt, dass ein Veranstalter so offensichtlich und
übertrieben hinter dem Geld der Leute her ist und aus jeder
Kleinigkeit nochmal Profit schlagen will. Das trübt den Spaß an der
Sache leider.
Im Großen und Ganzen ist so ein Langstreckentriathlon, unabhängig vom
Markennamen, ein sehr eindrückliches Event, das irgendwann wiederholt
werden sollte – die Schmerzen sind, rein subjektiv, an den Tagen
danach allerdings schlimmer als im Rennen selbst. MG
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TT-TGW: Erfolgreiche Altersklassenweltmeisterschaften in Rotterdam
Am letzten Sonntag fanden in Rotterdam die Altersklassen
Weltmeisterschaften in Rotterdam statt. Mit Tatjana Kortmann und Jony
Heerink gingen gleich zwei TTW-Athletinnen auf der Sprintdistanz an
den Start. Vor dem Start standen allerdings erst einmal das Wetter und
vor allem der Kurs im Mittelpunkt. 17 Grad Wassertemperatur im
Hafenbecken von Rotterdam, eine 1 km lange Wechselzone zum Rad und
eine kurvige Laufstrecke blieben dabei ziemliche Nebensache. Die
Radstrecke und das schlechte Wetter der vorherigen Tage bereiteten da
schon viel mehr Kopfzerbrechen. Der Radkurs sollte besonders
„holländisch“ werden. Bei Windschattenfreigabe wurde ein kurvenreicher
Kurs inklusive klassischer enger holländischer Radwege,
Kopfsteinpflaster und der einen oder anderen Bodenschwelle gefahren,
was die Gespräche der Altersklassenathleten im Vorhinein vollständig
bestimmte. Im Vergleich zu den Vortagen, in denen es vor allem bei der
Elite aus Kübeln regnete, blieb es am Wettkampftag glücklicherweise
trocken.
Tatjana Kortmann ging in der AK 25-29 an den Start und konnte bei 60
Starterinnen als 7. aus dem Wasser steigen. Mit dem schnellsten
Wechsel ihrer AK fand sie sich bereits nach der Wechselzone in einer
Gruppe mit den Plätzen 2 bis 8 ihrer AK wieder. Zwei Damen aus
Australien und eine Engländerin nutzen den engen Radkurs, um mit einem
waghalsigen Manöver der Gruppe davonzufahren. Diese drei machten am
Ende den Sieg auch unter sich aus. Kortmann kam in einer größeren
Gruppe vom Rad und führte von da an mit einer Neuseeländerin einen
Schlagabtausch um Platz 5, bei dem sie sich schließlich geschlagen
geben musste. Mit dem 6. Platz bei ihrer ersten WM ist sie mehr als
zufrieden und konnte die Stärke der Konkurrenz neidlos anerkennen.
„Eine Super-Erfahrung mit so vielen starken Athleten aus der ganzen
Welt zu starten.“
5 Minuten nach Kortmann ging die Holländerin Jony Heerink in der AK
30-34 an den Start. Jony, die in dieser Saison in der NRW Liga und in
den letzten Jahren in der 1. und 2. Bundesliga für das TTW an den
Start ging, konnte einen Start-Ziel Sieg einfahren und ist somit
Weltmeisterin ihrer AK. Nachdem sie bereits als 1. aus dem Wasser kam,
konnte sie ihren Vorsprung auf dem Rad ausbauen und gewann schließlich
mit einer Minute Vorsprung das Rennen. Heerink und Kortmann, die die
abschließende Trainingseinheit noch zusammen absolviert hatten,
freuten sich hinterher gemeinsam über ihr erfolgreiches Abschneiden.
TF
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