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Alle meine Wettkämpfe
(letzte Aktualisierung: 23.03.24)

zum aktuellen Wettkampfjahr
 

siehe auch: schönste Läufe in Westfalen  Trophäen


Zitat des Jahres: "I had a bad day."
Eliud Kipchoge nach seinem Sieg in Berlin mit Weltjahresbestzeit,
aber eben nicht mit Weltrekord.

 




So freuen sich London-Sieger!
 

 

lfd.
Nr.

Datum

Ort

Name

Event
lfd Nr

 Distz
km

Distz
lfd Nr

ømin
/km

Std

Min

Sek

Link zu persönlichen
kurzen Eindrücken

2015

412 21.11.15

Essen

Blumensaat-Lauf

2 10 112 6:00 1

00

04

Doppelrekord

411 01.11.15

New York (USA)

Marathon

9 42,2 46 6:00 4

13

14

Simulant im Ziel

410 03.10.15

Dortmund

Phoenix-Halbmarathon

1 21,1 50 4:49 1

41

33

Würdiges Jubiläum

409 26.09.15

Witten

Ruhrtal-Marathon

7 10 111 4:43  

47

10

Familientag

408 13.09.15

Dortmund

Citylauf

4 5 39 5:57  

29

42

Bestzeit plus 190m

407 06.09.15

Bochum

Halbmarathon

3 21,1 49 4:59 1

44

59

Spuren der Kindheit

R21 30.08.15

Sölden (AUT)

Ötztaler Radmarathon

1 227 1 - D

N

F

Ausgeträumt

406 16.08.15

Haltern-Boss.

Durch die Haard

8 20,2 8 4:54 1

39

08

Konkurrenz im Wald

R20 02.08.15

London (UK)

London Ride 100

3 161 2 31,1 5

11

08

Fahrrad-Happening

405 18.07.15

Grindelwald (CH)

Eiger Ultra Trail

1 51,0 1 10:28 8

54

37

Schwerer Wandertag

R19 05.07.15

Corvara (I)

Maratona dles Dolomites

7 138 5 15,3 9

00

30

Zukunftsfrage

404 19.06.15

Sundern

Rund um den Sorpesee

1 15,6 1 4:51 1

15

41

Flach durchs Sauerland

403 06.06.15

Günne

Möhnesee-Pokallauf

1 30,0 2 5:46 2

53

15

Herz ohne Hirn

R18 24.05.15

Cesenatico (I)

Nove Colli

1 132 1 21,4 6

21

50

Denkwürdig

402 26.04.15

London (UK)

London-Marathon

16 42,2 45 5:31 3

52

52

Anlauf auf Boston

401 19.04.15

Düsseldorf

Brückenlauf

1 10,0 110 4:42  

47

04

Veteranen-Freude

400 29.03.15

Berlin

Halbmarathon

4 21,1 48 4:48 1

41

09

Warten auf die Attacke

399 15.03.15

Hörnum-List

Syltlauf

8 33,3 8 5:24 3

00

02

Fast ein Kindertraum

398 22.02.15

Tokyo (JAP)

Tokyo Marathon

1 42,2 44 6:01 4

14

09

Laufen in Reih und Glied

397
396
15.02.15

Herten

Bertlicher Straßenläufe

35 5,0
7,5
38
14
4:31
4:37
 

22
34

36
39

Lauf der Generationen

395 17.01.15

Fishhoek (RSA)

Red Hill Classic

1 36,2 1 6:00 3

37

08

Nachtlauf am Kap

394 04.01.15

Hout Bay (RSA)

Bay to Bay Run

1 15,0 31 5:12 1

20

18

Rentnerherz in Afrika

  2011  2012  2013  2014  2015  2016  2017  2018  2019  2020-2021  2022  2023  2024
  1983-1998  1999  2000-2001  2002  2003  2004  2005 
2006  2007  2008  2009  2010

413

14.02.16 Herten-Bertlich, 98. Bertlicher Straßenläufe
800m/5/7,5/10/15/21,1/30/42,2

Die Bertlicher Stammgäste gehören sicherlich zu den Allwetter-Läufern, doch heute lässt sich so manch einer abschrecken. Dauerregen bei 3°c ist angesagt. Trotzdem machen sich über 800 Teilnehmer auf die verschiedenen Strecken, die ohnehin als Schule des festen Willens berüchtigt sind. Windig ist es in Bertlich immer, dazu ist man oft lange allein unterwegs. Wer hier einen Marathon absolviert, verdient höchsten Respekt.

Uli S aus W in B (Foto: Shi)Nun fiebern alle dem 100. Jubiläum am Ende des Jahres entgegen. Den Bertlichern ist dafür ein Teilnehmerrekord zu wünschen. Egal bei welchem Wetter.

Zu meinem Lauf: 10km, 49:44, 3. M60 von 6, 62. gesamt von 133

Die Geduld hat jetzt ein Ende. 11 Wochen nach der Knie-OP drängt es mich mit Macht zurück auf die Piste. Lange genug bin ich wie ein Anfänger herumgetrabt, zu Beginn über 2km mit Gehpausen! Ich will wieder dabei sein. Kein Lauf ist dafür besser geeignet als Bertlich. Denn wer hier läuft, gehört dazu.

Das Ziel kann natürlich nur heißen, ohne Schmerzen ins Ziel zu kommen. Nur kurz bin ich versucht, Christian B. zu folgen, der für diesen Lauf von Bayern aus in seine alte Heimat gereist ist.  Ein Blick auf die Uhr reicht, um sein Tempo als für mich zu hoch zu erkennen. Derweil konzentriere ich mich auf einen das Knie schonenden Laufstil. Selbst im 5-Minuten-Tempo schnappe ich nach Luft. Erst auf den letzten Kilometern erinnern sich die Atemwege an frühere Belastungen und erlauben mir noch eine leichte Beschleunigung. Verletzungen sind gut für die Bescheidenheit, das Alter sowieso. Ein richtiges Come Back war das noch nicht.

412

21.11.15 Essen, 25. August-Blumensaat-Lauf
10/21,1

Seit 25 Jahren lädt der TUSEM Essen zum Lauf am Baldeneysee und macht damit August Blumensaat unvergessen. Heute erinnern sich über 1000 Teilnehmer an ihn, eine erstaunliche Anzahl für einen Lauf Ende November. Voraussetzung dafür ist die routinierte Durchführung der Veranstalter, der Hauptgrund aber ist die schnelle Strecke. Flacher und kurvenloser geht's nicht mehr, als auf dieser Wendepunktstrecke am Südufer. Wenn irgendwo Bestzeiten purzeln, dann hier.

Zu meinem Lauf: 10km, 1:00:04,
25. M60 von 26, 417. M von 439

Das Knie zwingt mich zu gebremstem Tempo, und so nehme ich die Gelegenheit wahr, C als Pacemaker zu begleiten. Mit knapp über 6min-Tempo laufen wir genau nach Plan und sind nach 30:45 am Wendepunkt. Dann geschieht ein Wunder. Ein bißchen mag ja auch der Rückenwind helfen. C wird immer schneller! Leider begreife ich zu spät, dass wir noch unter 1 Stunde kommen können. Trotz Endspurt reicht es nicht mehr ganz. Aber die Bestzeit steht. Sogar 2 Bestzeiten in einem Lauf: Die 2. Hälfte in 29:19!

Foto: Wolfgang Steeg

411

01.11.15 New York (USA), Marathon
42,2

interAir-FotoDie Zeit heilt viele Wunden und lässt manche Ängste vergehen oder zumindest kleiner erscheinen. Zweieinhalb Jahre nach dem Boston-Attentat geht es auch beim New York Marathon wieder deutlich entspannter zu. Am Eingang der Messe wird keine Tasche mehr gefilzt, vor dem Startbereich kann ich meinen Kleiderbeutel ungeprüft durchschleusen und auch im Ziel darf man sich wieder direkt am LKW umziehen. So nähert sich der legendäre New York Marathon allmählich wieder früherer Leichtigkeit. Auf der Stecke gilt das ohnehin. Wie losgelöst unterstützen die zahlreichen Zuschauer die Läufer, ein Erlebnis, das die meisten nie vergessen werden. "I still love you without toenails," ist das schönste Schild, das ich lese: Ich liebe dich auch noch, wenn du keine Fußnägel mehr hast.

Beruhigend ist auch, dass nicht schon wieder ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt wurde. 50.000 LäuferInnen sind auf der Strecke gerade noch praktikabel, beim Shopping auf der Messe aber längst nicht mehr. Sogar die Opening Ceremony registriert inzwischen ansatzweise Begeisterung. New York bleibt zu Recht das Mekka der Laufwelt.


Zu meinem Lauf: 42,2km, 4:13:14, 279. M60 von 1038 (27%), 16973. gesamt von 49469 (34%)

Ohne die Aussicht auf eine sichere Startnummer schob ich wenig motiviert das Marathon-Training vor mir her. Gerade einen längeren Lauf von 26km brachte ich zustande, und auch den erst eine Woche vor New York. Dem Rat meines Zimmergenossen Wolfgang, die ersten 10km in 1:10 zu laufen, will ich dann doch nicht ganz folgen. 6min-Tempo soll es schon sein. Das gelingt auch lange, sogar noch auf der Queensborough Bridge, und danach kann ich gefühlt Tausende überholen. Dann kommt der Anstieg der 5th Avenue bei km 37. Dort bin ich mit meiner Kraft am Ende und verliere noch 2 Minuten bei 3 kurzen Gehpausen. Früher hätte ich mir das nicht erlaubt.

Die üblichen Kreislaufprobleme im Ziel halten sich in Grenzen. Ich kann der Versuchung aber nicht widerstehen und lasse mich vom freundlichen, weiblichen, hübschen Medical Service einsammeln. Dort genieße ich 2 Tassen Kakao, ein halbes Dutzend Fachleute kümmert sich um mich. Sogar ein "free t-shirt" gibt es. Dann wird die Sauerstoffsättigung gemessen, und ich bin trotz blauer Lippen als Simulant enttarnt. Mindestens noch einmal komme ich wieder, denn das war mein 9. New York Marathon.

Foto von Norbert Wilhelmi
Werbung: Mit interAir zum New York Marathon

410

03.10.15 Dortmund, 4. Phoenix-Halbmarathon
1,5/3,5/3x7/21,1

Jetzt gibt's nichts mehr zu meckern. Beim 4. Mal hat der Veranstalter Evensport alles im Griff und wird dafür belohnt. Mit knapp 1.700 Einzelteilnehmern hängt der Dortmunder Halbmarathon den Bochumer Nachbarn ab. Das mag nicht zuletzt an der schönen Location liegen. Auf dem Platz zwischen Phoenix-See und Hörder Burg wird eine Zeltstadt mit großer Bühne aufgebaut, wo sich die Teilnehmer nach dem Lauf sichtlich wohl fühlen. Die Strecke ist perfekt vermessen und abwechslungsreich, aber profiliert, und mit den vielen Kurven und Kanten kein Bestzeitkurs.
Dass wir zur Pflege des Sponsors auch einmal die BMW-Niederlassung umrunden müssen - geschenkt. Dafür gibt es mit Phoenix-West, Westfalenpark und Rombergpark einiges von Dortmund zu sehen.


Zu meinem Lauf: 21,1km, 1:41:33,
3. M60 von 35 (9%), 242. gesamt von 1684 (14%)

Der Mallorca-Urlaub ist ausgefallen, und das gibt mir die unverhoffte Gelegenheit, meinen 50. Halbmarathon in würdigem Rahmen zu absolvieren. Allzuviel traue ich mir nicht zu, doch etwas schneller als zuletzt in Bochum soll es werden. Rivale Peter P. hat auch nachgemeldet und führt mich gleich auf einen schnellen ersten Kilometer. Da verlässt mich aber bald der Mut, und ich lasse ihn davonziehen. Zu oft war ich in diesem Jahr schon an der Kotzgrenze. Trotzdem ist das Tempo nicht schlecht, nur beim Anstieg zum Florianturm brauche ich mehr als 5min/km. Mein Selbstvertrauen wächst, ich kann das Tempo halten. Sogar Peter kommt wieder in Sichtweite, aber es sind immer noch 200 Meter Vorsprung. Den Sieg hat er verdient. Im Endspurt beginne ich dann doch zu stöhnen. "Oh je!" entfährt es einer banksitzenden Zuschauerin bei meinem Anblick. Dabei stöhnt hinter mir einer noch lauter!

Und dann wird es der beste Halbmarathon seit 2 Jahren! Ein gelungener Jubiläumslauf. Und auch der Zieleinlauf ist würdig,
wenn ich auch selbst nicht mehr viel sehe.
 

409

26.09.15 Witten, 9. Ruhrtal-Marathon
1/3,7/3x3,7/10/21,1/42,2

Viel Lob heimst Veranstalter PV-Triathlon für die 9. Auflage seines Ruhrtal-Marathons ein. Eine schöne, abwechslungsreiche Strecke, die freundlichsten Helfer und perfekte Versorgung - es fehlt den Läufern an nichts. Dass letztlich nur gut 400 Teilnehmer über alle Distanzen dabei sind, ist schade, macht aber auch den sonnigen Samstag zu einem schönen, familiären Treffpunkt. Die Stammgäste kommen immer wieder, weil sie wissen, hier kann man sich wohlfühlen. Wir freuen uns aufs 10jährige Jubiläum.


Zu meinem Lauf:
10km, 47:10, 2. M60 von 4,  31. gesamt von 162 (19%)

Nach dem Humpel-Lauf in Bochum haben sich die Beine inzwischen erholt. Trotzdem - im Alter wird man misstrauisch und vorsichtig. Ich will heute ohne Stöhnen ins Ziel kommen. Es muss ja nicht gleich lächelnd sein, aber wenigstens schmerzfrei. So schalte ich immer gleich zurück, wenn die Luft knapp zu werden droht. Gut, dass ich Reinhold nicht am Start gesehen habe. Sonst wären die guten Vorsätze schnell dahin gewesen. Dass der letzte Kilometer zu lang ist, wusste ich noch vom Vorjahr, und ich kämpfe nicht um Sekunden. Bei handverlesenen M60ern am Start reicht es auch noch fürs Podium, wo der Vegetarier mit Fleischspiessen belohnt wird. Nirgendwo ist die Siegerehrung so entspannt familiär wie bei Jobst Pastor.

408

13.09.15 Dortmund, 31. Citylauf
400m/1,25/2,5/5/10

Tradition hat er ja, der Lauf in der Dortmunder Innenstadt, denn es gibt ihn seit 31 Jahren. Qualität hat er auch, denn die veranstaltende Agentur wird von Läufern betrieben und verfügt über allerbesten Sachverstand. Entsprechend groß ist der Aufwand. Warum die Resonanz besonders beim Publikum begrenzt bleibt, darüber kann man nur rätseln. Heute ist zudem das Wetter nicht gerade einladend. Durch die leergefegten City-Straßen zu rennen, kann man nicht als Höhepunkt der sportlichen Erlebnisse bezeichnen. Dabei passt alles. Problemlose Anmeldung noch Minuten vor dem Start, freundlichste Helfer, Freibier im Ziel und schnelle Auswertung. Nur ist der September natürlich proppenvoll mit Laufterminen. Und Kenianer für die Zuschauer sind zu teuer.
 

Zu meinem Lauf: 5km, 29:42, 3. M60 von 5, 169. gesamt von 311

Die Beine sind noch nicht erholt von der Quälerei am letzten Sonntag. Die Adduktoren verlangen noch nach Ruhe, also sind lange Schritte tabu. Um Claudia über 5km zu begleiten, sollte es aber reichen. Es soll eine Bestzeit werden, erstmals unter 30 Minuten. Das funktioniert nach Plan, gut eingeteilt mit der schnellsten der 4 Runden am Ende. Das ist aber auch nötig, denn das Polar-GPS zeigt 190m Überlänge. Das ist nicht wenig auf der kurzen Distanz, schließlich macht es rund 1 Minute aus. Da sollte also nochmal eine Bestzeit möglich sein.

 

407

06.09.15 Bochum, 5. Halbmarathon
400m/2,2/10/21,1

Mit seiner 5. Auflage hat sich der Bochumer Halbmarathon weiter gefestigt und verzeichnet einen neuen Teilnehmerrekord mit 1307 Finishern im Hauptlauf und noch einmal 518 beim 10er. Dazu hat sicher auch die gleichzeitig ausgetragene Westdeutsche Halbmarathon-Meisterschaft beigetragen. Die neue Streckenführung mit 4 Runden ist für die Zuschauerresonanz förderlich, kommt bei den Läufern dagegen nicht so gut an, weil das Profil entgegen den Erwartungen nicht einfacher wurde und die Stimmungsmeile in Altenbochum wegfällt. Ansonsten überzeugen die Veranstalter mit gelungener und routinierter Organisation.


Zu meinem Lauf: 21,1km, 1:44:59,
15. M60 von 37 (41%), 460. gesamt von 1307 (35%)

Nur die neue Strecke hat mich veranlasst, heute gegen alle Vernunft an den Start zu gehen. Schließlich geht es jetzt sieben Mal an der Oskar-Hoffmann-Str. 73 vorbei, wo ich aufgewachsen bin. Da muss ich doch dabei sein! Doch die großen Gefühle bleiben aus. Zu sehr schmerzen die Beine. Der Ötztaler steckt da immer noch drin, und auch die folgende alpine Hochtourenwoche am Similaun war keine optimale Vorbereitung auf hohes Lauftempo.

Trotzdem gehe ich das Rennen mutig an, in der Hoffnung auf posivitive Auswirkung des Höhentrainings. Nacheinander melden sich alle an den Beinen vorhandenen Muskeln mit deutlichen Schmerzsignalen. Nach 15km behauptet auch die Lunge, mit der Kapazität am Ende zu sein. Ich quäle mich mit immer kürzeren Schritten durch die letzte Runde, verliere 3 Minuten und kann auf der Zielgeraden nur mit Mühe einen Krampf vermeiden. Dafür zahle ich mit Humpeln durch den Rest des Tages. Musste das heute sein? Haus Nr. 73 sieht zudem heruntergekommen aus, aus Vaters Gaststätte Haus Haase sind zwei Wohnungen geworden. Die Spuren der Kindheit gehen verloren. Und ich sollte auch nicht mehr so übermütig sein.

Foto: Kampf mit dem Krampf auf der Zielgeraden

R21

30.08.15 Sölden (AUT), Ötztaler Radmarathon
238/5500Hm

Am letzten Wochenende im August ist das Ötztal fest in der Hand der Rennradfahrer. Es gibt in Sölden wohl keinen Einwohner, der nicht irgendwie eingespannt ist, wenn der Radmarathon ansteht. Der Tourismusverein Sölden setzt durch, dass die gesamte Wettkampfstrecke von fast 240km für den Straßenverkehr gesperrt wird. Das Großereignis wird zelebriert und mit dem Motto "Ich habe einen Traum" beworben. Und wirklich träumen Tausende davon, die vier Pässe erfolgreich zu bezwingen. Im Ziel kann man dann erwachsene Männer weinen sehen, fassungslos ob der eigenen vollbrachten Leistung. Die Macher des "Ötztaler" haben ihr Rennen zum Mekka der Rennradszene gekürt. Respekt!
 

Zu meinem Rennen: DNF nach ca. 10:00 Std mit 186km und ca. 3.500Hm

Heute will ich mich endlich als Rennradler qualifizieren. Die ganze Sommersaison ist auf diesen Tag ausgerichtet. Mit 5000 Trainingskilometern und 60.000 Höhenmetern fühle ich mich gut vorbereitet. Sogar die Strecke hatte ich einmal abgefahren, wenn auch verteilt auf 3 Tage. Ich weiss also genau, was auf mich zukommt. Die Angst vor der Abfahrt im Ötztal erweist sich als unbegründet. Es wird vorsichtig gefahren. Den steilen Kühtai-Sattel fahre ich konzentriert und nicht zu schnell. Die Abfahrt nach Kematen beschert mir mit 83,3 km/h einen persönlichen Geschwindigkeitsrekord. Am Brennerpass halte ich mich im Windschatten und bin genau in der Zeit, nur eine halbe Stunde vor dem Cut.

Dann kommt der gefürchtete Jaufenpass. Als ich vor der Passhöhe bei der Verpflegung absteige, falle ich vor Erschöpfung fast schon vom Rad. In der Abfahrt mache ich nochmal Plätze gut. Doch mit 35°c im Schatten von St. Leonhard nähert sich der Exodus. Als letzte Rettung gönne ich mir ein Weizenbier im Gasthaus. Quälend langsam nur noch dreht sich die Kurbel auf der schattenlosen Straße. Oberhalb von Moos grinst mich ein Transparent an: "Na, ausgeträumt?" Eine merkwürdige Form von Motivation, wenn man das Timmelsjoch vor der Brust hat. Dann erreiche ich meinen Fahrradhändler M. aus Waltrop. Gemeinsam gehen wir ein Stück. "30 Jahre Radfahren, aber jetzt schiebe ich zum ersten Mal." Es geht ihm ähnlich wie mir. Doch hat er mehr Biss als ich. Er kämpft sich in 13:15 Std ins Ziel, während ich mich an den Straßenrand setze und resigniert die Einladung des  Besenwagens annehme. Werde ich nochmal ein richtiger Rennradler?

406

16.08.15 Haltern-Bossendorf, 40. Durch die Haard
1/5/10,7/20,2

Eine Ewigkeit von 40 Jahren gibt es diesen Lauf. Er scheint all diese Zeit von denselben wenigen Freiwilligen organisiert worden zu sein. Die sind mit ihrem Lauf älter geworden und nun müde, was man ihnen nicht verdenken kann. So steht diese kleine Vereins-Veranstaltung stellvertretend für viele andere, die mangels Teilnehmern und Helfern aus dem Kalender verschwinden, während kommerzielle Agenturen mit viel Marketing neue Events installieren. Hätte man in Bossendorf mal mit "Hart, härter, Haard-Trail" geworben und dem Zeitgeist entsprochen, vielleicht wäre man von den Teilnehmerzahlen überrascht worden. So aber blieb uns die alte Läufer-Romantik bis heute erhalten, bis zu ihrem leider logischen Ende.

Dass die Vermessung Glücksache ist, dass es nur Sprudelwasser unterwegs gibt, dass die Altersklassen noch wie im Vorjahr berechnet werden - geschenkt. Wir sind immer gerne hier gelaufen, hier, wo Trailrun noch Waldlauf war.


Zu meinem Lauf: 20,2km, 1:39:08, 3. M60 von 6, 26. gesamt von 94 (28%)

Nach einem Sommer, in dem das Radfahren an erster Stelle stand, ist der spontane Start heute so etwas wie eine vorsichtige Standortbestimmung für mich. Vor dem Halbmarathon in Bochum will ich wenigstens einmal eine gleich lange Strecke hinter mich bringen. Das soll also nur Trainingscharakter haben, ohne große Ansprüche an mich selbst. Dann aber kommt es wie so oft. Schon lange vor dem Start guckt mich ein redseliger M60er als seinen Konkurrenten aus und weicht mir nicht mehr von der Seite. Er spricht von Zielzeit 1:50. Das sollte sich aber bald als dreister Bluff herausstellen. Er stellt sich am Start in die erste Reihe, was ich erst hinterher auf Fotos erkenne. So vergesse ich ihn zunächst völlig und genieße den Dauerregen im Wald.

Erst nach 10km ist der anhängliche Wettläufer plötzlich neben mir. Er hat sich verlaufen und biegt von der Seite ein. Schimpfend über die Zusatzmeter zieht er zügig vorbei und verschafft sich gleich wieder einen so großen Vorsprung, dass ich mir vornehme, ihn zu ignorieren. Ich laufe gern im Regen, und der aufgeweichte Waldboden ist ein Vergnügen für mich. Oft laufen wir in Bächen, die sich über die schmalen Pfade ergießen. Noch ist der Übermotivierte in Sichtweite. In einer scharfen Kurve dreht er sich nach mir um. Der Kenner weiß, was das bedeutet: Schwäche! Und wirklich - noch ein paar kleine Anstiege, und ich bin neben ihm. Mein vielleicht hoffnungsvoll nicht ganz ehrlich gemeinter Kommentar, "Nett, dass Du auf mich wartest," scheint ihm den Rest zu geben. Der 4. Platz wird ihm gar nicht gefallen, bin ich mir sicher.

Am Ende überrasche ich mich selbst und bin 46 Sekunden schneller als vor 2 Jahren. Dem Alter nochmal ein Schnippchen geschlagen! Konkurrent B. hat ein Danke verdient für die Herausforderung.
 

R20

02.08.15 London, 3. Prudential Ride 100
100 Meilen = 161 km

Die Rennrad-Begeisterung in Großbritannien ist grenzenlos, verständlich nach 3 Siegen bei der Tour de France in 4 Jahren. Schon am Samstag verstopfen 70.000 Freizeitradler die abgesperrte 13km-Runde in der City. Da kann man eher von einem Happening sprechen als von sportlicher Bewegung, die kaum noch möglich ist. Londons Bürgermeister, der glühende Fahrrad-Fan Boris Johnson, tönt unbescheiden vom größten "Cycling Festival" der Welt. Und er mag damit sogar recht haben.

Weltklasse ist auf jeden Fall die Organisation. Am Sonntag werden über 25.000 Teilnehmer auf die Strecke geschickt. Jeder erhält vorab seine genaue Startzeit, der Ablauf zieht sich über 3 Stunden und der Zeitplan wird exakt eingehalten. Offiziell wird immer wieder betont, es sei kein Race, sondern ein Ride. Demzufolge gibt es zwar eine Zeitnahme, aber keine Rangliste. Viele nehmen es auch als schöne Ausfahrt aufs Land. Es geht auf der Olympiastrecke von 2012 durch die Bilderbuchlandschaft von Surrey, gewürzt mit 3 Hügeln. Schnelles Windschattenfahren ist eher die Ausnahme, die meisten fahren allein vor sich hin. Wie auf der Insel üblich, sind sehr viele Fahrer zugunsten einer Charity unterwegs. Alle haben sich am Ende die massive Medaille verdient.
 



Radfahrer-Cafe an der Old Street

Zu meinem Rennen: 161km, 5:11:08 Std., keine Rangliste

Ich könnte es einen Aufbau-Wettkampf nennen, wenn das nicht zu übertrieben profihaft klänge. Jedenfalls ein Test, wie lange ich schmerzfrei im Sattel sitzen kann. Ich nehme mir vor, ohne Pause durchzufahren, solange es ohne ernsthafte Probleme möglich ist. Die Rahmenbedingungen sind optimal. Sonnig, nicht zu warm, zunächst kein Wind. Also sollte ich mit 2 Trinkflaschen auskommen. Kein Grund anzuhalten. Dafür gönne ich mir zwischendurch eine verhaltene Fahrweise und gehe die Hügel ohne den letzen Druck an. Allein der kurze Leith Hill mit 12% bleibt eine ernsthafte Herausforderung. Für die letzten 15 Meilen wird mir ein Schnitt von 36 km/h bescheinigt - ein ordentliches Finish! Alle beanspruchten Körperteile sind schmerzfrei geblieben. Größere Aufgaben dürfen kommen.



Foto interair.de

405

18.07.15 Grindelwald (CH),  3. Eiger Ultra Trail
101/51/16

Der Eiger Ultra Trail hat sich in kürzester Zeit in der Szene soweit etabliert, dass bei der 3. Auflage bereits fast 2000 Teilnehmer aus aller Welt über die verschiedenen Distanzen unterwegs sind. Kein Wunder, bei dieser Berg-Kulisse! Dabei verdient nur die Langstrecke ihren Namen, denn nur die 101 km gehen über den Eiger Trail unterhalb der berühmten Nordwand. Die 51er Route beschränkt sich auf den gegenüberliegenden Höhenzug, dessen Aussicht nicht minder überwältigend ist. Bergerfahrung und trittsichere Leichtfüßigkeit sind gefordert, denn insbesondere die steilen Abstiege gehen oft durch äußerst anspruchsvolles Gelände. Selbst die Kurzstrecke hat 900 Höhenmeter, 3.000 bzw. 6700 sind es auf den größeren Distanzen. Entsprechend großzügig sind die Zeitlimits angesetzt: 26 Stunden für 101km, 14 Stunden für 51km. Dabei geht Sicherheit vor. Genauestens wird der vorgeschriebene Rucksack-Inhalt kontrolliert. Wegen eines Gewitters wird am Abend das Rennen für 2 Stunden gestoppt und neutralisiert. Auch die Helfer haben eine Nachtschicht hinter sich, wenn sie dem letzten Finisher die originelle Stein-Medaille umhängen.
 

Zu meinem Lauf: 51km, 8:54:37, 6. M60+ von 24, 258. gesamt von 641 (40%)

So richtig habe ich vorher nicht realisiert, worauf ich mich hier einlasse. Bei der Anmeldung wird man gefragt, ob man mehr oder weniger als 10 Stunden benötigen wird. Das kann ja wohl nur ein Wandertag werden, bei soviel Zeit für 50km. In der Tat wird viel gegangen, natürlich immer so schnell wie möglich. Das gilt besonders für die ersten 24 km bis zum Gipfel des Faulhorns auf 2.641 m. Für meinen langsamsten Kilometer stoppe ich 22 Minuten!
Tatsächlich gilt es, bei jeder Möglichkeit zum Laufen wirklich in den Laufschritt zu verfallen, will man in der Zeit bleiben.

Bis zum Faulhorn tue ich mich schwer, die Beine scheinen müde vom vielen Radfahren in den letzten Tagen. Doch dann kommt mein Gelände. Wenn die Füße über felsiges Gelände fliegen, werden die Muskeln wach und die Beine leichter. Dank der ausgedehnten Verpflegungspausen spielt mir auch der Magen keinen Streich. Auf dem Faulhorn kehre ich gar in der Hütte ein und gönne mir ein (alkoholfreies) Bier.

Dann eine Schrecksekunde, als ich in einfachem Gelände stürze. Ich schlage mit der Schläfe leicht an einen Stein, beide Hände sind blutig. Diese Warnung kommt noch rechtzeitg, um nun vorsichtiger in die Abstiege zu gehen. Trotzdem bin ich schnell genug, um mich in der zweiten Hälfte des Rennens im Männerfeld um 64 Plätze zu verbessern. Unterwegs wird mir klar: Das ist objektiv nach über 30 Jahren der schwerste aller meiner Läufe. Im sicheren Gefühl, das Ziel zu erreichen, strahle ich pausenlos 7 km lang von der letzten Verpflegungsstation bis ins Ziel.

R19

05.07.15 Corvara(I), 29. Maratona dles Dolomites
55/1800, 106/3000, 138/4200

Wer das Rennrad und die Berge liebt, der liebt auch den Maratona. Eine schönere Strecke, eine schönere Veranstaltung kann es nicht geben. Sechs Dolomitenpässe an einem Tag auf gesperrten Straßen, das ist ein
Fest für Geist und Körper. Heute allerdings machen Temperaturen nahe 40°c das Vergnügen für viele zur
Qual. Mit den vergossenen Schweißtropfen ließen sich heute ganze Tankwagen füllen. Wer das Ziel erreicht,
hat sich die riesige Medaille verdient.

Zu meinem Rennen: 138km/4200Hm, 9:00:30, 144. M60 von 171 (84%), 4056. M gesamt von 4448 (91%)

Ich hatte es schon bald gespürt. 2 Minuten langsamer als im Vorjahr, waren schon am Gardena Pass die Beine schwer und der Körper matt. Ist es nur die Hitze? Trotzdem treffe ich nach 76km die falsche Entscheidung und fahre auf die lange Distanz. Die Zeit spielt dann keine Rolle mehr, und ich gönne mir mehr und längere Pausen als früher.

Hat der Veranstalter Recht, keine über 65jährigen mehr auf den Passo Giau zu lassen? Keiner fühlt sich heute älter als ich. Irgendwie schaffe ich es auf den Giau und auch den Falzarego, doch mein Magen hat sich längst mit Grauen abgewendet und zeigt mir das Wenige wieder, was ich vorher hinein gezwungen hatte. Die letzten Höhenmeter schiebe ich ohne Liebe mein Rad, stürze mich in die Abfahrt und fahre lächelnd ins Ziel. Das täuscht, denn kurz darauf hilft mir nur noch eine Kochsalz-Infusion wieder auf die Beine. Das kann für die Zukunft keine Lösung sein.
 

404

19.06.15 Sundern-Amecke, 8. Sommerabendlauf Rund um den Sorpesee
15,6

Wie immer im Sauerland ist auch der Lauf um den Sorpesee eine liebevoll organisierte, familiäre Vereinsveranstaltung. Das Wetter mag heute einige Aspiranten abgeschreckt haben, immerhin 159 Teilnehmer erreichen das Ziel nach einer schönen und flachen Runde um den Sorpesee. Auch die Zahl der Helfer ist überschaubar, doch wer mitmacht, ist mit dem Herzen dabei und hat sich den dankbaren Applaus der Läufer verdient.
Für kleines Startgeld wird hier gut aufgefahren, reichlich Pokale für die schnellen Halbprofis, Bierfässchen für ausgewählte Laufvolksvertreter und eine originelle "Schuh-Medaille" für jeden von uns.


Zu meinem Lauf: 15,6km, 1:15:41, 4. M60 von 8, 67. gesamt von 159 (42%)

Nach überstandenem Sommerschnupfen entschließe ich mich spontan zu diesem Freitagabend-Vergnügen. Vielleicht lässt sich damit die Form etwas zügiger wiederaufbauen. Vorsichtig will ich das angehen, deshalb bin ich ganz froh, dass der vorangemeldete Jürgen G. nicht am Start ist. Seine Anwesenheit hätte mich zu einem ungesunden Duell gereizt. Beständig knapp unter 5-Minuten-Tempo laufend, schließe ich bald zu Heiko W. auf, der sich fortan als Pacemaker verdient macht. Die 5km-Splits (24:42/24:31/23:44) zeigen, dass er ganze Arbeit geleistet hat. Danke dafür! Danke auch an mein Rentnerherz, dass ich auf den letzten Kilometern wieder einmal mehr strapaziert habe, als vorher geplant. Ich verspreche zunehmende Rücksichtnahme.
 

403

06.06.15 Möhnesee-Günne, 27. Möhnesee-Pokallauf
1/2/5/15/30

Der Möhnesee-Pokallauf mutet an wie ein Lauf aus einer vergangenen schönen Zeit. Man darf ihm gönnen, dass er auch die drohende Lauf-Maut überlebt. 27 Auflagen hat er gesehen. Dass er sich mit derart geringen Teilnehmerzahlen so lange halten konnte, ist nur dem Idealismus eines so laufbegeisterten Missionars wie Dieter Schenzer zu verdanken.

Die landschaftlich schöne Strecke verläuft im Prinzip in leichtem Auf und Ab am Möhnesee entlang. Damit das nicht zu eintönig wird, hat Dieter 2 Schikanen je 15km-Runde eingebaut. Da geht es zweimal hinauf in den Arnsberger Wald und wieder hinunter. Diese bedrohlichen Höhenmeter beschränken vermutlich die Zahl der willigen Starter. Doch erhöhen sie beträchtlich das Vergnügen, endlich im Ziel zu sein. Dort warten Pokal und Geschenke für die Schnellsten sowie die große Kuchentheke für alle. Und Dieter begrüßt jeden Finisher persönlich.


Zu meinem Lauf: 30km, 2:53:15, 3. M60 von 3, 20. gesamt von 24

Vernünftig sein kann man immer noch danach. Außerdem hatte ich mich auf diesen Lauf gefreut und versprochen, dabei zu sein. Sollte mich da von leichten Halsschmerzen zurückhalten lassen?

Es soll ja auch nur ein Trainingslauf für kommende größere Aufgaben sein. Doch wir starten gemeinsam als Wittener Trio, folglich etwas zu schnell für mich. Dafür büße ich in der zweiten Runde. Am Wendepunkt bin ich letzter Läufer, nur 2 Frauen sind noch hinter mir. Ein ganz neues Gefühl. Dabei bin ich hier "nur" zweitältester Teilnehmer. Ich hoffe, zumindest das ist noch steigerungsfähig, aber muss die Eingewöhnung jetzt schon sein? Obwohl ich mehrere Gehpausen einlege, überhole ich noch zwei Leidensgenossen. Ich wähne mein Herz schon muskelentzündet, dann erreiche ich wohlauf das Ziel und bewahre nur mühsam lächelnd Haltung.

Zwei Tage später werde ich zur Vernunft und Bettruhe gezwungen. Das konnte ja auch nicht gut gehen.
 

R18

24.05.15 Cesenatico (I), 45. Nove Colli
132 (1800Hm)/210 (3800Hm)

Das traditionsreiche Radrennen über die 9 Hügel der Emilia Romagna ist mit 13.000 vergebenen Startnummern das bedeutendste Radsport-Event für Jedermann in Italien. Viele Monate vorher sind alle Plätze ausgebucht. Dabei nimmt die Mehrzahl der Teilnehmer die kürzere Variante über "nur" 4 Hügel in Angriff. Verständlich, denn der Termin ist mit Ende Mai recht früh in der Saison für eine lange und anspruchsvolle Distanz. Dabei beinhaltet die Kurzdistanz als Höhepunkt mit dem Barbotto und seinen 18% Steigung den schwersten aller Colli.

Heute allerdings spielt der Wettergott nicht mit. Schon die Vorhersage reduziert die Zahl der willigen Starter auf 8000. Davon kehren zahlreiche nicht Wasserfeste auf den ersten Kilometern wieder um ins Hotel. Denn es schüttet wie aus Kübeln. Erst nach Stunden klart es auf und macht zumindest eine trockene Zieleinfahrt möglich. Dazwischen bekommen wir nur eine Ahnung der schönen Hügellandschaft, die wir durchfahren. Die Straßen sind perfekt abgesperrt, die Versorgung gut, die Zieleinfahrt repräsentativ und das wohlverdiente Bier gut gekühlt.
Das sollte man mal bei Sonne erleben.


Zu meinem Rennen: 132km, 6:21:50, 197. M7 von 275 (72%), 4180. gesamt von 5171 (81%)

Ein denkwürdiger Tag mit einem dramatischen Ablauf. Nach glaubwürdiger Auskunft einheimischer Wiederholungstäter soll sich der Start des großen Feldes von 06:00 bis 07:30 Uhr hinziehen. Angesichts des Wetters warten wir also so lange wie möglich im trockenen Hotel. Doch dann haben wir zunächst Mühe, überhaupt den Start zu finden. Die Müllsammler können uns nicht helfen, erst ein hilfreicher Taxifahrer leitet uns richtig. Doch am Start ist niemand mehr. Alles schon abgebaut, keine Zeitmatte mehr! Zum Glück sind aber die Richtungspfeile noch da. Also los, auch wenn es weiter in Strömen gießt. Selbst nach 25km kommen uns noch durchnässte Radler entgegen, denen das warme und trockene Hotel jetzt attraktiver erscheint. Beim ersten Hügel nach 30km trenne ich mich von C und radle einsam weiter auf der Strecke. Dann das Unerwartete: Nach 48km erreiche ich den Besenwagen. Vor ihm quält sich ein wackeliger Mountainbiker. Ich beginne die Überholten zu zählen. Bei 20 höre ich auf, denn jetzt werden es immer mehr. Große Gruppen stehen an leergefegten Verpflegungsständen. Ich hetze vorbei. Schließlich sind am 3. Hügel und nach 80km so viele Teilnehmer um mich herum, dass ich mich erstmals in einem richtigen Rennen wähne. Dann ist der Barbotto geschafft, und ich gebe auf den letzten 30km alles, ohne zu wissen, wofür überhaupt. Wegen der fehlenden Startzeit stehe ich zunächst falsch in der Ergebnisliste, später werde ich ganz getilgt. In meinem Kopf aber bleibt dieser denkwürdige Tag erhalten. Und der Garmin hat alles protokolliert.

PS: C hat sich irgendwann verfahren und 40km und 800 Höhenmeter zusätzlich genossen.
Nach 11 Stunden ist sie stolz im Ziel.


Zieleinfahrt: Jetzt ist's wieder trocken. Alles wird gut.
 

402

26.04.15 London (UK), 35. London-Marathon
42,2

Bildbericht
 

Zu meinem Lauf: 42,2km, 3:52:52, 158. M60 von 520 (30%), 11542. gesamt von 37559 (31%)

Das lange erklärte Ziel war, noch einmal unter 4 Stunden zu laufen. Doch dann kommt mir ein weiterer Gedanke: Boston fehlt mir immer noch, und die Quali-Zeit für M60 ist 3:55. Warum nicht heute? Die Form ist ok, der Wetterbericht verspricht perfekte Lauf-Temperaturen. Jetzt oder nie!

Pünktlich zum Start hört der englische Nieselregen auf, die erhöhte Luftfeuchtigkeit ist nicht optimal. Die Beine fühlen sich nicht richtig frisch an, doch jetzt zieh ich das durch. Erstmals ist in London neben den Meilen auch jeder Kilometer markiert. Ich bin ja hier nicht neu, trotzdem hilft mir das bei der Orientierung. Schön gleichmäßig erreiche ich Halbmarathon genau nach Plan mit 1:54.

Bald jedoch äußert sich mit Macht das übliche Magenproblem. Ich schlucke das 3. Flüssiggel, es muss ja sein, denke ich, sonst kommt gleich der Hammermann. Ich schaffe es gerade noch über die 30km-Zeitmessmatte, bevor das Gel wieder ans Tageslicht drängt. Links und rechts stehen die Zuschauer in 10er-Reihen, während ich die Würgepause einlege, mich von Boston gedanklich verabschiede und langsam gehend wieder vorwärts bewege. Dann ist die Übelkeit vorbei, ich trabe wieder an. Jetzt bloß nichts mehr essen und auch nichts mehr trinken. Erstaunlicherweise halte ich durch bis ins Ziel, unter lautem Stöhnen und Selbstgesprächen. Die Auswertung bescheinigt mir gar ab Km 35 noch 544 Netto-Überholvorgänge! Selten war ich im Ziel so stolz auf mich. Boston 2016, ich komme!

Werbung: Im nächsten Jahr nach London mit interAir
 

401

19.04.15 Düsseldorf, 23. Brückenlauf
2/5/10


Foto Reimann/Laufen.de

Wie bei einem Lauf auf der Rheinpromenade in der Landeshauptstadt zu erwarten, ist der Brückenlauf ein Groß-Event. Zwar sind es nicht die in der Presse verkündeten 4.000 Teilnehmer, doch immerhin überqueren insgesamt knapp 3.000 Läuferinnnen und Läufer die Ziellinie auf den verschiedenen Distanzen. Es ist in der Szene ja üblich, mit Anmeldezahlen zu tönen und die echten Teilnehmerzahlen zu verschweigen.

Und wie immer bei medienwirksamen Sponsoren (hier: Express) werden auch hier viele Anfänger und Gelegenheitsläufer zu einem Wettkampf motiviert. Das ist für uns Veteranen ganz nett, denn endlich sind mal die meisten hinter uns im Ziel. Weniger nett ist es, wenn die Schnecken sich am Start ganz vorne aufstellen.

Sonst aber ist es eine schöne Veranstaltung mit sachkundiger Moderation, guter Stimmung, exakt vermessenen Kilometeranzeigen und schneller Auswertung der Nettozeiten, sofort abrufbar per Smartphone.

Zu meinem Lauf: 10km, 47:04, 4. M60 von 35 (11%), 276. gesamt von 1.451 (19%)

Der Start heute war nicht meine Idee. Eine Woche vor London bin ich normalerweise die Vorsicht in Person und spüre ständiges Halskratzen und überall Wehwehchen. Ein Sprint an der Kotzgrenze kommt also nicht in Frage. Ich beginne moderat, die Beine fühlen sich etwas müde an, doch bin ich mit dem Tempo zufrieden, und zum Glück kommt mir auch kein M60er in die Quere, der mich zum Duell reizt. Da ist es mal von Vorteil, dass ich hier keinen kenne. Auf dem Schlusskilometer ziehen ein paar Jungspunde an mir vorbei, doch das lässt mich kalt. Ich muss nur kurz an London denken, dann ist mir das Ergebnis heute völlig egal. Vielleicht hat die Tempo-spritze den Beinen ganz gut getan.

400

29.03.15 Berlin, 35. Halbmarathon
21,1

Mit 32.025 Anmeldungen ist der Berliner Halbmarathon mit Abstand
der größte Lauf dieser Distanz in Deutschland. Die Strecke führt entlang vieler Sehenswürdigkeiten und ist vor allem schnell. Damit ist sie attraktiv sowohl für ambitionierte Läufer als auch für die vielen Lauftouristen. Dazu bietet Berlin viel Motivation an der Strecke.
Berlin liefert aber auch Argumente, die kleineren Veranstalter mit überschaubaren Teilnehmerfeldern nicht zu vergessen. Die Wartezeit für Läufer im letzten Block ist mit 45 Minuten unzumutbar, zumal es keine Information über Startzeiten der einzelnen Wellen gab. Die Verpflegung an der Strecke und im Ziel ist bescheiden, und das Teilnehmertrikot muss inzwischen extra bezahlt werden.


Zu meinem Lauf: 21,1km, 1:41:09,
42. M60 von 544 (8%), 3.582 gesamt von 23.541 (15%)

Nach der kurzen Krankengeschichte der Vorwoche ist heute nur die Frage, wann die Hustenattacke kommt. Mit gedämpften Erwartungen warte ich auf den verspäteten Start. Dann aber fliegen die Füße.
Ich starte in 4:33 für den ersten Kilometer und halte 4:40 bis 15km. Noch bei km 18 rechne ich mir die Traumzeit von unter 1:40 aus, doch dann kommt sie doch noch, die Hustenattacke. Genau beim Checkpoint Charly, inmitten vieler Zuschauer, kommt sie so heftig, dass ich mitten auf der Straße stehen bleiben muss. Ich würge, der Magen dreht sich um, Mitläufer klopfen mir mitleidig auf die Schulter. Nur schleppend komme ich wieder in Bewegung. Jetzt ist die Luft raus und die Motivation weg. Mühsam kämpfe ich mich ins Ziel. Die Analyse zeigt aber, dass ich dabei nur eine Minute verloren habe. Die 1:40 wären wohl auch so nicht gefallen. Dennoch: Es ist mein bester Halbmarathon seit drei Jahren. Bis London sollte auch der Husten vergessen sein. Dann greife ich nochmal an.

399

15.03.15 Hörnum-List, 34. Syltlauf
33,333

Der Syltlauf ist der Kultlauf der Veteranen. Das wird zum einen daran deutlich, dass die Zahl der Wieder-holungstäter gegen 100% geht. Die immer gleichen Späße von Cheforganisator Franz Beilmann kennen deshalb die meisten, die am Start stehen, schon auswendig. Trotzdem lachen wir immer wieder gerne darüber, ja wir freuen uns direkt darauf. Das hat etwas von Kindern, die ihren Spaß an immer gleichen Wiederholungen haben. So gilt für Läufer, was für Menschen gilt. Je älter wir werden, um so mehr werden wir wieder zu Kindern, die sich unbeschwert freuen können. Das wird zum anderen wieder deutlich bei der Siegerehrung, die von den Sylter Veranstaltern in besonders liebevoller Art zelebriert wird. Während bei den jüngeren Altersklassen die Abwesenheitsquote hoch ist, können es die Alten nicht abwarten, auf die Bühne zu kommen und die Ovationen entgegen zu nehmen. Wer möchte nicht beim Syltlauf auf dem Podium stehen, wenn die "Rakete" für die Sieger gezündet wird.

 

Zu meinem Lauf: 33,333km, 3:00:02,
4. M60 von 31 (13%), 183. gesamt von 665 (28%)
 

Ich fühle mich bestens vorbereitet. Nie zuvor war ich fast 500km bis zum 15.03. eines Jahres gelaufen. Deshalb bin ich optimistisch, auch diesmal wieder unter 3 Stunden zu bleiben. Zwei dumme Fehler sollten es verhindern. Den ersten begehe ich schon am Start. Ich stehe zu weit hinten! Fast 30 Sekunden dauert es, bis ich über die Startlinie bin, und auch danach geht es nur schleppend los. Nettozeiten gibt es auf Sylt nicht, das ist "nicht verhandelbar", wie man hier so gerne sagt. Dann gehe ich mutig auf die Strecke und zeige Burkhard S. gleich mal die Fersen. Lange lass ich mich ziehen von einem Wolfenbütteler Duo, das aber nach 20km kürzer tritt. Es folgt Fehler Nummer 2. Eine zügige Gruppe kommt von hinten, und ich hänge mich dran. Die Kilometer 24 und 26 sind meine schnellsten heute. Dafür muss ich bald büßen. Die Gruppe zieht davon, ich bleibe allein zurück im vollen Gegenwind. Gut, dass ich Burkhard in meinem Nacken nicht bemerke. Die Moral ist jetzt brüchig. Im Endspurt geht es um Sekunden. Die Uhr zeigt trügerisch 2:59:59, doch offiziell hat es nicht gereicht. Die Ersthelfer der Feuerwehr verfolgen mich noch lange hinter der Ziellinie, offenbar mit der Befürchtung, ich könne gleich zusammenbrechen. "So seh' ich immer aus im Ziel," versuche ich sie zu überzeugen.

Die Überraschung kommt mit der Ergebnisliste. Ich werde als 4. meiner Altersklasse geführt. So nahe werde ich meinem Altmänner-Kindertraum, hier auf dem Podium zu stehen, wohl nie wieder kommen.


Zieleinlauf: Die 1. Matte hat wohl nicht gezählt.

398

22.02.15 Tokyo (JAP), 9. Marathon
10/42,2

siehe Bildbericht: Laufen in Reih und Glied
 

Zu meinem Lauf: 42,2km, 4:14:09, ca. 310. M60 von 1168 (27%), ca. 12.100 M gesamt von 26.836

Heute geht es mir um das Japan-Erlebnis und einen Trainingseffekt für die nächsten 3 Läufe. Dafür ist mein Tempo von knapp 6min/km im Grunde noch zu schnell. Doch es fühlt sich so locker an. Ich mache Fotos unterwegs und bemühe mich um entspanntes Laufen. Die langen Geraden und die schnellen Läufer auf der anderen Straßenseite wirken ermüdend und wenig motivierend. Also mache ich es so, wie die Japaner aussehen. Abschalten und geradeaus laufen. Bis 35km kann ich das Tempo halten. Dann kommt die Umstellung auf Fettstoffwechsel, und ich schnappe nach Luft. Zudem warten im Schlusskapitel einige Brückenanstiege. Das sind nur wenige Höhenmeter, doch jetzt zuviel für mich. Ich verliere 4 Minuten, das ist kein großer Einbruch. Bleibt abzuwarten, ob das für die nächsten Wochen ein Trainings- oder ein Ermüdungseffekt ist.

397
396

15.02.15 Herten, 95. Bertlicher Straßenläufe
850m/5/7,5/10/15/21,1/30/42,2

Strahlender Sonnenschein in Herten! Das haben die Bertlicher wirklich mal verdient. Oft genug mussten die Veranstalter bei ihrem Februar-Termin dem Wetter trotzen. Heute werden sie mit über 1.000 Teilnehmern belohnt. Die meisten entscheiden sich für die 10km-Distanz, aber wie immer sind die Zahlen recht gleichmäßig verteilt. Die Qualität der Kuchentheke hat sich inzwischen auch in der nichtlaufenden nachbarlichen Bevölkerung herumgesprochen. Wer auf die beiden längeren Distanzen geht, sollte sich deshalb frühzeitig seine Auswahl zurücklegen lassen. Keine Kritik - schließlich muss man die Nachbarn bei Laune halten, die sich dreimal im Jahr mit Lärm und Parkplatzproblemen auseinandersetzen müssen. Außerdem schmecken die Pommes auch gut.

Zu meinem Lauf:
7,5km, 34:39, 2. M60 von 6, 32. gesamt von 109 (29%)
5,0km, 22:36, 2. M60 von 6, 36. gesamt von 176 (20%)

Heute habe ich meinen persönlichen Pacemaker dabei. Holger K. stellt sich zur Verfügung, um mich, wie er sagt, "zum Altersklassensieg zu führen". Da kann ich gleich abwinken, denn wie erwartet ist Marian K. am Start, also keine Chance für mich. Trotzdem gebe ich Vollgas. Schließlich will ich am Ende mit mir zufrieden sein. Mit letztem Einsatz bin ich 15 Sekunden schneller als im Vorjahr. Und zufrieden!

Als Marian zu meinen Gunsten auf den Start beim 5er verzichtet, keimt bei mir Hoffnung auf. Also nochmal Vollgas. Vergeblich. Das hätte ich wissen müssen, denn der M60er aus Langendreer hat mir schon beim letzten Mal den Pokal weggeschnappt. Trotzdem macht es Spaß, kilometerlang hinter einem 9jährigen Dreikäsehoch herzurennen, der meinen Angriff auf der Zielgeraden mühelos kontert. Und direkt hinter mir kommt zeitgleich die 66jährige Marianne Spronk ins Ziel, eine Lauflegende. Gemeinsamer Sport der Generationen, auch das macht das Laufen so schön.
Das waren übrigens die 2. Plätze Nummer 9 und 10 in Bertlich. Heute hätte ich im Bertlich-Lotto das Halbmarathon-Los ziehen müssen. Gut so, wenn ich wirklich mal Erster bin, ist die Luft raus.

395

17.01.15 Fishhoek (RSA), Red Hill Classic
5/36,2/42,2

Der Lauf des emsigen Fishhoek Athletic Clubs gilt als offizieller Quali-Lauf für Two Oceans und Comrades Marathon, die beiden legendären Läufe in Südafrika. Das spricht für Erfahrung, und dieser Eindruck wird dadurch bestätigt, dass für die unzähligen Helfer der Veranstaltung der ganze Lauf im vorhinein als Marshals' Race ein zweites Mal durchgeführt wird - ein im laufbegeisterten Südafrika durchaus übliches Muster. Der Red Hill Classic folgt der logischen Kap-Route auf einer Runde zwischen den Ozeanen. Für alle, die Marathon laufen wollen oder müssen, wird zwischendurch eine kleine Wendepunkt-Strecke von 6km angedockt.

Der Startzeitpunkt wurde von 6:00 Uhr auf 5:30 Uhr vorgezogen. Für Langschläfer ist Südafrika kein Wettkampf-Land. Der frühe Start hat seinen Grund. Spätestens ab 9 Uhr knallt die Sonne wie durch ein Brennglas. Sie steht hier nicht im Süden, sondern genau über den Köpfen der Läufer. Getränkestationen gibt es mehr als ausreichend, allerdings neben Wasser und Cola keinerlei weitere Verpflegung. Kaum ein Läufer führt Eigenverpflegung mit. Ein Marathon gilt in Südafrika eher als Kurzstrecke, für die man keine besonderen Vorkehrungen treffen muss, sondern einfach mal läuft.

Im Ziel gibt es eine schöne Medaille, die Vereine haben schattenspendende Zelte aufgebaut, mit kühlem Bier oder einem Becher Kaffee machen es sich alle auf der Wiese gemütlich. Bis die Ergebnisliste kommt, dauert es eine Woche, aber wen stört das? Wir sind doch einfach nur gelaufen.

Zu meinem Lauf: 36,2km, 3:37:08, 9. M60 von 24, 354. gesamt von 1087

2 Stunden Anfahrt vom Urlaubsquartier bedeuten für mich: 2:30 Uhr Wecken, 3:15 Abfahrt, Frühstück am Steuer, 5:15 Ankunft, Startnummer abholen, nochmal kurz in die Büsche. Der Startschuss fällt, wie viele andere bin ich mit etwas Verspätung dabei. Nettozeiten gibt es nicht, das stört noch nicht einmal mich. Langer Lauf mit Landschafts-Genuss ist mein Programm. Nach 10km haben wir die Atlantikküste erreicht. Es folgt eine Traumstrasse am Meer. Über den Wellen hängt noch der Frühnebel, darüber leuchten die Klippen und Berge. Dieses Land kann man nur lieben. Und viele, die hier leben, lieben das Laufen. Bei allen Problemen, mit denen Südafrika noch lange zu kämpfen haben wird, es ist ein sportbegeistertes Volk. Über den stattlichen Red Hill laufen wir zurück zum Indischen Ozean. Eigentlich wollte ich bergauf spazierengehen, doch die Form ist besser als gedacht. Ich kann bis zur Passhöhe durchlaufen und werde im langen Schlussteil bis nach Fishhoek immer schneller. Im Endspurt fange ich noch einen M60er ein. Er trägt vorschriftsgemäß seine Altersklasse auf dem Rücken. Für mich reicht es dennoch nur für die TopTen. Hinter der Ziellinie wird mir die 354 in die Hand gedrückt. Glücklich lege ich mich auf die Wiese, dieses Erlebnis in Kopf und Beinen.

 

394

04.01.15 Hout Bay (RSA), Bay to Bay Run
15/30

Mit fast 4.000 Teilnehmern auf beiden Strecken ist dieser Lauf an der Küste südlich von Kapstadt keine kleine Veranstaltung. Dennoch geht es sehr informell zu. Für den Start wird eine Linie auf die Straße gemalt, Chipzeitnahme gibt es nicht. Auch 2 Tage nach dem Lauf ist mir nicht klar, ob hier überhaupt eine Zeit genommen wird. Klohäuschen Fehlanzeige, zum Glück gibt es genug Büsche am Start. Anfangs sind die Nebenstraßen noch für uns gesperrt, später auf der Hauptstraße laufen wir neben dem fließenden Verkehr auf dem Seitenstreifen. Das mindert nicht die schöne Aussicht auf den Atlantik. Unterwegs gibt's Wasser in Schläuchen, wie in Südafrika üblich, und Cola in Bechern. Die letzten 2 Kilometer müssen wir auf dem engen Bürgersteig laufen, bis wir den grandiosen Zieleinlauf mit Meerblick erreichen. Hinter der Ziellinie wird jedem Finisher ein Zettel mit einer Nummer in die Hand gedrückt. Das ist die Platzierung. Sehr praktisch! Nun wird auch klar, warum wir eine Visitenkarte neben der Startnummer mitführen mussten. Visitenkarte und Platz-Zettel werden in eine Tafel gesteckt und so erzeugen die Läufer gleich selbst die Ergebnisliste. Genial einfach, allerdings wenig übersichtlich. Wie wir zurück zum Start kommen, bleibt uns selbst überlassen. Einen Shuttleservice gibt's nicht. Die 30km-Läufer haben das Problem nicht, sie sind gleich hin und zurück gelaufen.


Zu meinem Lauf:
15km, 1:20:18,
1. M60 von 19, 193. gesamt von 1.479 (13%)

Dies soll ein lockerer Urlaubslauf werden. Dementsprechend stelle ich mich mit Claudia weit hinten im Feld auf und stecke den Fotoapparat ein. Dann geht es mir aber doch etwas zu gemütlich los. Nach 2km liegt der Schnitt deutlich über 6 Minuten! Es geht lange bergauf und nach 4km stoppe ich immer noch über 24 Minuten. Na ja, denke ich, vielleicht gar nicht so schlecht, wer weiß, wie mein Rentnerherz dieses Klima hier verkraftet. Schließlich ist die Passhöhe erreicht, der Rest ist downhill, und ich bleibe bis zum Ziel auf der Überholspur. Auch ein schönes Gefühl. Die Zeit bleibt urlaubsmäßig, doch mit dem Zettel im Ziel bin ich ganz zufrieden. 193 steht drauf. Und C kommt auch bald lächelnd ins Ziel. Ihr erster 15er ist vollbracht!

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